Die jüngste Studie, veröffentlicht in JAMA Pediatrics, zeigt eine alarmierende Zunahme der Anzahl an Kindern, die durch Schusswaffen getötet wurden, seitdem bestimmte US-Bundesstaaten ihre Waffengesetze gelockert haben. Diese Entwicklung folgt einem wegweisenden Urteil des Obersten Gerichtshofs im Jahr 2010, das den Bundesstaaten mehr Freiheit bei der Gestaltung ihrer Waffengesetze einräumte. Die Studie enthüllt, dass seit dieser Entscheidung über 7.000 Kinder mehr durch schusswaffenbedingte Verletzungen ums Leben kamen, insbesondere in Staaten mit den lockersten Waffengesetzen.
Dr. Jeremy Faust, Notfallmediziner bei Mass General Brigham und Hauptautor der Studie, stellt fest, dass die Anzahl der Waffentoten unter Kindern und Jugendlichen zwischen 0 und 17 Jahren ab 2011 signifikant anstieg. Dies stand im direkten Kontext zur McDonald v. Chicago Entscheidung, die festlegte, dass das Recht zum Tragen von Waffen gemäß des Zweiten Verfassungszusatzes für alle Bundesstaaten und Kommunen gilt, was letztlich kommunale Handfeuerwaffenverbote, wie das zuvor in Chicago verhängte, aufhob.

Hintergründe und Kontext
Die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs im Jahr 2010, bekannt als McDonald v. Chicago, hat weitreichende Folgen für die Gesetzgebung zur Waffenkontrolle in den USA gehabt. Sie stärkte das Recht jedes Einzelnen auf Waffenbesitz, was die Debatte über die öffentliche Sicherheit neu anfachte. Infolgedessen haben viele Staaten ihre Gesetze angepasst, um den Erwerb und das Tragen von Schusswaffen zu erleichtern.
Die Studie zeigt, dass in den 12 Jahren nach dieser Entscheidung mehr als 6.000 zusätzliche Todesfälle in den am meisten permissiven Staaten auftraten. Weitere 1.400 Todesfälle wurden in Staaten registriert, die ihre Gesetze ebenfalls gelockert hatten, jedoch nicht im extremen Maße. Diese Zahlen verdeutlichen die drastische Korrelation zwischen lockeren Waffengesetzen und höheren Todesraten bei Kindern.
Im Gegensatz dazu verzeichneten Staaten wie Kalifornien, New York, Maryland und Rhode Island, die strenge Waffengesetze beibehalten haben, einen signifikanten Rückgang der kindlichen Waffentodesfälle. Diese Diskrepanz zeigt, dass striktere Vorschriften eine lebensrettende Wirkung haben können.

Investigative Enthüllungen
Die Forscher analysierten über zwei Jahrzehnte hinweg Daten und verglichen Trends bei waffenbedingten Todesfällen vor und nach der gesetzlichen Neuausrichtung. Dabei berücksichtigten sie Hintergrundtrends und verglichen die Todesfälle durch Schusswaffen mit anderen Ursachen wie Autounfällen, Überdosierungen und Krebs. Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass der Anstieg der Todesfälle spezifisch auf den Gebrauch von Schusswaffen zurückzuführen war und nicht Teil eines allgemeinen Anstiegs der Jugendmortalität war.
Besonders auffällig ist, dass Schusswaffen nun die führende Todesursache für Kinder und Jugendliche in den USA darstellen. Diese Entwicklung ist in anderen entwickelten Ländern nicht zu beobachten. Während des 25-jährigen Studienzeitraums waren Schusswaffen an 4% aller pädiatrischen Todesfälle beteiligt und übertrafen damit Autounfälle und Krebs.
Die Zunahme der Todesfälle war nicht auf eine bestimmte demografische Gruppe oder Region beschränkt. Die Raten stiegen sowohl in städtischen als auch in ländlichen Gebieten und unter allen untersuchten ethnischen Gruppen. Allerdings waren nicht-hispanische schwarze Kinder und Jugendliche in den Staaten, die ihre Waffengesetze gelockert hatten, unverhältnismäßig stark betroffen.

Auswirkungen und Reaktionen
Die meisten waffenbedingten Todesfälle bei Kindern waren weder Unfälle noch unvermeidbar. Vielmehr handelte es sich um Morde und Selbstmorde, die durch sicherere Richtlinien oder strengere Lagerungsgesetze hätten verhindert werden können. Der Anteil unbeabsichtigter Schießereien machte einen kleinen Teil der Gesamttodesfälle aus. Dies wirft ernste Fragen darüber auf, welche Maßnahmen erforderlich sind, um diese tragischen Todesfälle zu verhindern.
Der Anstieg der waffenbedingten Todesfälle unter Kindern hat nicht nur die öffentliche Diskussion über die Notwendigkeit strengerer Waffenkontrollgesetze neu entfacht, sondern auch dazu geführt, dass Forscher wie Faust die Zusammenarbeit mit Politikern fordern, um herauszufinden, welche Sicherheitsmaßnahmen am effektivsten sind. Er zieht einen Vergleich zu den landesweiten Vorschriften für Kindersitze im Auto, die vorgeschrieben sind, um Leben zu retten.
Zukünftige Entwicklungen
Die Ergebnisse dieser Studie fordern die politische Führung auf, sich mit den Risiken und Konsequenzen lockerer Waffengesetze auseinanderzusetzen. Da die waffenbedingten Todesfälle bei Kindern weiterhin zunehmen, wird die Dringlichkeit, effektive Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen, immer größer. Die Frage bleibt, ob die Staaten bereit sind, die notwendigen Schritte zur Verschärfung ihrer Gesetze zu unternehmen, um das Leben von Kindern zu schützen.
Faust betont, dass es keine universelle Lösung gibt und dass jeder Staat maßgeschneiderte Ansätze benötigen könnte, um die Waffengewalt einzudämmen. Er ruft zu weiterer Forschung und Zusammenarbeit mit politischen Entscheidungsträgern auf, um evidenzbasierte Richtlinien zu entwickeln, die das Potenzial haben, die meisten Leben zu retten.