In einer Zeit, in der gesellschaftliche Werte weltweit auf dem Prüfstand stehen, treten die südlichen Baptisten in den USA erneut mit einer entschiedenen und konservativen Haltung ins Rampenlicht. Diese Woche treffen sich Delegierte der Southern Baptist Convention (SBC) in Dallas, um über eine Reihe von kontroversen Resolutionen abzustimmen, die weitreichende politische und gesellschaftliche Implikationen haben könnten. Die wichtigsten Ziele der vorgeschlagenen Resolutionen sind ein legales Verbot von Pornografie und die Umkehrung der Anerkennung gleichgeschlechtlicher Ehen durch den Obersten Gerichtshof der USA.
Die vorgeschlagenen Resolutionen fordern Gesetze zu Geschlecht, Ehe und Familie, die auf der biblischen Ordnung der göttlichen Schöpfung basieren, wie es die Initiatoren behaupten. Außerdem zielen sie darauf ab, Sportwetten einzuschränken und politische Maßnahmen zu fördern, die die Geburtenrate unterstützen. Diese Maßnahmen spiegeln die langfristigen Positionen der Konvention wider, sind aber besonders markant in ihren Forderungen an die politische Landschaft.

Hintergründe und Kontext
Die Southern Baptist Convention, die größte protestantische Denomination in den USA, steht am Wendepunkt ihrer Geschichte. Die diesjährige Sitzung in Dallas fällt zusammen mit dem 40. Jahrestag eines epischen Showdowns, der 1985 stattfand. Damals versammelten sich 45.000 Kirchenvertreter zu einer Konferenz, die letztlich zu einer konservativen Übernahme der Konvention führte und die politische Landschaft der SBC entscheidend prägte.
Albert Mohler, ein maßgeblicher Akteur in dieser konservativen Wende und langjähriger Präsident des Southern Baptist Theological Seminary, bezeichnete die Versammlung von 1985 als „Scharnierkonvention“ zwischen dem alten und dem neuen SBC. Auch wenn die diesjährige Teilnehmerzahl deutlich geringer ausfallen dürfte, wird der Einfluss jener entscheidenden Sitzung von 1985 in den Debatten und Entscheidungen spürbar sein.
Die politischen Postulate, die auf der diesjährigen Agenda stehen, reflektieren die kontinuierliche theologische Ausrichtung der Konvention. Sie verfolgt ein Programm, das sich als „göttlich geschaffene Ordnung“ versteht, welche laut Mohler „für alle Menschen, zu jeder Zeit und an jedem Ort bindend“ sei.

Investigative Enthüllungen
Die Debatte um die vorgeschlagenen Resolutionen wirft einige kritische Fragen auf und legt Bruchstellen innerhalb der Denomination offen. Eine der umstrittensten Forderungen betrifft die Einstellung zur absichtlichen Kinderlosigkeit. Kritiker argumentieren, dass solche Positionen Frauen und Paare unter erheblichen sozialen Druck setzen könnten, sich den konventionellen Familiennormen zu unterwerfen.
Darüber hinaus gibt es innerhalb der SBC selbst Spannungen, die sich in der Diskussion über das Verbot von Kirchen mit weiblichen Pastoren manifestieren. Während einige Mitglieder der Konvention den Einsatz von Frauen im Pastoralamt als unverzichtbar für die Erneuerung der Kirche ansehen, sehen andere darin einen Verrat an den traditionellen männlichen Hierarchien.
Eine weitere Kontroverse dreht sich um die Anti-Abtreibungshaltung der Konvention, die jedoch nicht so weit geht, Strafmaßnahmen gegen Frauen zu unterstützen, die Abtreibungen vornehmen lassen. Diese Debatte wirft die Frage auf, ob die SBC bereit ist, die volle Bandbreite ihrer konservativen Prinzipien in politisches Handeln umzusetzen.

Auswirkungen und Reaktionen
Die vorgeschlagenen Resolutionen haben breite Reaktionen hervorgerufen, sowohl innerhalb als auch außerhalb der Konvention. Gesellschaftliche Gruppen und Bürgerrechtsorganisationen kritisieren die Resolutionen als rückwärtsgewandt und nicht vereinbar mit den Fortschritten, die in Fragen der Geschlechtergleichheit und der Rechte von LGBTQ-Personen erreicht wurden.
Die SBC sieht sich zudem mit der Herausforderung konfrontiert, jüngere Generationen anzusprechen, die möglicherweise weniger geneigt sind, traditionelle Ansichten zu teilen. Angesichts der Tatsache, dass die Unterstützung für Präsident Donald Trump innerhalb der SBC stark ist, bleibt abzuwarten, wie sich diese politische Allianz auf die Mission der Denomination auswirken wird.
Nancy Ammerman, Professorin Emerita der Soziologie der Religion an der Boston University, beschreibt die Rhetorik der SBC als potenziell theokratisch und betont, dass wenig Raum für Kompromisse bleibt, wenn der göttliche Plan als unveränderlich betrachtet wird.
Zukünftige Entwicklungen
Die Debatte um diese Resolutionen ist nicht nur eine Frage theologischer Prinzipien, sondern auch eine politischer Strategie. Angesichts der anhaltenden Veränderungen in der gesellschaftlichen Landschaft der USA wird es von entscheidender Bedeutung sein, wie sich die SBC in Zukunft positioniert und ob sie bereit ist, ihre Positionen zu überdenken, um breitere Unterstützung zu gewinnen.
Es bleibt abzuwarten, ob die SBC ihre konservative Haltung beibehält oder sich in Richtung einer moderneren und inklusiveren Interpretation ihrer Glaubensgrundsätze bewegt. Die bevorstehenden Entscheidungen könnten weitreichende Auswirkungen auf die Rolle der Religion in der amerikanischen Gesellschaft und Politik haben und den Weg für zukünftige Diskurse in der US-amerikanischen Religionslandschaft ebnen.