Die Southern Baptist Convention (SBC), die größte protestantische Denomination in den Vereinigten Staaten, trifft sich diese Woche in Dallas, um über eine Reihe kontroverser Resolutionen abzustimmen, die die gesellschaftliche und politische Landschaft der USA nachhaltig beeinflussen könnten. Im Mittelpunkt stehen Vorstöße zur rechtlichen Ächtung von Pornografie, die Rücknahme der Entscheidung des Obersten Gerichtshofs zur gleichgeschlechtlichen Ehe sowie die Einschränkung von Sportwetten. Diese Maßnahmen basieren auf dem Anspruch der Baptisten, Gesetze auf der Grundlage dessen zu gestalten, was sie als die göttliche Schöpfungsordnung verstehen.
Die geplanten Resolutionen schlagen zudem Gesetze vor, die auf biblischen Vorstellungen von Geschlecht, Ehe und Familie beruhen, und fordern die Unterstützung von Politiken, die die Geburtenrate fördern. Diese Entscheidungen fallen inmitten wachsender interner Spannungen innerhalb der SBC, die auch Debatten über mögliche Maßnahmen gegen Kirchen mit Pastorinnen und über die Finanzierung der öffentlichen Politik der Organisation beinhalten. Eine Vergleichsstudie zeigt, dass der Einfluss konservativer christlicher Bewegungen in der SBC seit den 1980er Jahren stetig zugenommen hat.

Hintergründe und Kontext
Der aktuelle Kongress der Southern Baptist Convention fällt auf das 40-jährige Jubiläum eines denkwürdigen Treffens, das 1985 ebenfalls in Dallas stattfand. Damals trafen sich 45.000 Kirchenvertreter zu einem epischen Showdown, der als Wendepunkt in der Geschichte der SBC gilt. Diese Versammlung führte zu einer konservativen Übernahme der Denomination, die bis heute nachwirkt.
Albert Mohler, Präsident des Southern Baptist Theological Seminary, betont, dass die getroffenen Entscheidungen auf einer göttlichen Ordnung basieren, die vor der Abfassung der Heiligen Schriften existierte und durch diese bestätigt wird. Diese Sichtweise, sagt Mohler, sei bindend für alle Menschen, zu allen Zeiten und an allen Orten.
Dieser theologische Konservatismus spiegelt sich auch in den diesjährigen Resolutionen wider. Diese fordern unter anderem ein Verbot von Pornografie, die als zerstörerisch angesehen wird, sowie die Einschränkung von Sportwetten. Eine weitere Resolution fordert die Verantwortlichen auf, Gesetze zu erlassen, die die "Wahrheit der Schöpfung und des Naturgesetzes" über Ehe, Sex, menschliches Leben und Familie widerspiegeln.
Diese Forderungen sind nicht neu, sondern reflektieren langjährige Positionen der SBC. Die Tonlage und die Dringlichkeit, mit der diese Forderungen erhoben werden, haben jedoch eine neue Qualität erreicht.

Investigative Enthüllungen
Während die SBC nach außen hin geschlossen und entschlossen erscheint, werden hinter den Kulissen Spannungen und Uneinigkeiten deutlicher. Einige Mitglieder der Denomination sind frustriert über den Mangel an Unterstützung für Frauen in Führungsrollen und die starre Haltung gegenüber sozialen Fragen. Es gibt Aufrufe zur Definanzierung des öffentlichen Politikarms der SBC, der in der Vergangenheit keine Unterstützung für strafrechtliche Schritte gegen Frauen, die Abtreibungen vornehmen, gezeigt hat.
Diese internen Auseinandersetzungen spiegeln einen breiteren Wandel in der amerikanischen Gesellschaft wider, in der Fragen der sozialen Gerechtigkeit und der Geschlechtergleichheit immer stärker in den Vordergrund treten. Kritiker argumentieren, dass die strengen Positionen der SBC die Organisation von der breiteren gesellschaftlichen Entwicklung isolieren.
Nancy Ammerman, Professorin emerita für Religionssoziologie, war Zeugin des Treffens von 1985 und beschreibt die aktuelle Sprache der SBC als theokratisch. Die Vorstellungen von "Gottes Design" ließen wenig Raum für Kompromisse oder für Menschen, die unterschiedliche Vorstellungen von Gott und seiner Wirkungsweise in der Welt haben.
Diese Untersuchung zeigt, dass die SBC nicht nur darum kämpft, ihre konservativen Werte zu bewahren, sondern auch darum, ihre Relevanz in einer sich schnell wandelnden Welt zu erhalten.

Auswirkungen und Reaktionen
Die vorgeschlagenen Resolutionen der SBC haben bereits Reaktionen in der politischen und sozialen Landschaft der USA ausgelöst. Während einige konservative Politiker und Kommentatoren die Bemühungen der SBC unterstützen, sehen andere sie als Rückschritt an. Besonders die Forderung nach der Rücknahme der gleichgeschlechtlichen Ehe wurde von Bürgerrechtsorganisationen scharf kritisiert.
Auch die Forderung nach der Förderung von Geburten und der "bewussten Kinderlosigkeit" wurde als Eingriff in die persönliche Freiheit und Autonomie der Individuen angesehen. Diese Maßnahmen könnten weitreichende Konsequenzen für die soziale und wirtschaftliche Gleichstellung von Frauen haben.
In der Zwischenzeit haben einige Kirchen und Gemeinden innerhalb der SBC begonnen, sich kritisch mit den Resolutionen auseinanderzusetzen. Diese Kirchen argumentieren, dass die harte Linie der SBC in sozialen Fragen junge Menschen und progressivere Mitglieder entfremden könnte.
Zukünftige Entwicklungen
Die nächsten Monate werden entscheidend sein für die Southern Baptist Convention. Die Abstimmungen auf der diesjährigen Versammlung könnten die Richtung der Denomination für die kommenden Jahrzehnte bestimmen. Es bleibt abzuwarten, ob die Resolutionen in ihrer jetzigen Form angenommen werden oder ob es zu Anpassungen kommen wird, die die Spaltung innerhalb der SBC verringern könnten.
Experten gehen davon aus, dass die SBC ihre Positionen möglicherweise stärker auf die politischen und sozialen Realitäten des 21. Jahrhunderts ausrichten muss, um ihre Relevanz und ihren Einfluss zu bewahren. Die kommenden Jahre könnten somit zu einer entscheidenden Bewährungsprobe für die Denomination werden, in der sich entscheidet, ob die SBC ihre konservativen Prinzipien aufrechterhalten kann, ohne den Anschluss an die moderne Gesellschaft zu verlieren.
In einer Zeit, in der gesellschaftliche Normen und Werte weltweit hinterfragt werden, stellt sich die Frage, wie religiöse Institutionen wie die SBC ihre Rolle in einer sich wandelnden Welt definieren und welche Kompromisse sie eingehen müssen, um weiterhin ihre Stimme geltend zu machen.