Am Samstag, dem 21. Juni 2025, haben Bergungsteams die gesunkene Superyacht Bayesian, die im vergangenen Jahr vor der Küste Siziliens sank und dabei den britischen Technologiemagnaten Mike Lynch sowie sechs weitere Personen tötete, erfolgreich geborgen. Die Operation zur Bergung des 56 Meter langen Luxusschiffes war eine komplexe Herausforderung, die mehrere Tage in Anspruch nahm und in einer Tiefe von 165 Fuß stattfand.
Die Bergung erfolgte unter der Aufsicht von TMC Maritime, und obwohl der weiße Aufsatz und der blaue Rumpf der Bayesian sichtbar waren, blieb das Schiff zunächst in einem Haltebereich einer gelben schwimmenden Kranbarge. Der Sprecher von TMC Maritime, David Wilson, erklärte: "Das Pumpen des Meerwassers wird fortgesetzt, und wir müssen mehrere Hebe- und Ruheverfahren durchführen, bevor die Bayesian vollständig und endgültig aus dem Wasser gehoben wird."
Hintergründe und Kontext
Die Bayesian sank am 19. August 2024 während eines gewaltsamen Sturms vor Porticello, in der Nähe von Palermo. Mike Lynch, der für seine Rolle als Gründer des Softwareunternehmens Autonomy bekannt ist, war mit Freunden unterwegs, um seinen Freispruch von Betrugsvorwürfen in den USA zu feiern. Lynch sowie seine Tochter und fünf weitere Personen verloren ihr Leben, während 15 Passagiere, darunter der Kapitän, überlebten.
Die Umstände, die zur Katastrophe führten, sind alarmierend. Ein vorläufiger Bericht britischer Behörden stellte fest, dass die Yacht von "extremen Winden" umgestürzt wurde, die Geschwindigkeiten von über 70 Knoten (etwa 81 Meilen pro Stunde) erreichten. Zeugen berichten von einer dramatischen Wendung der Ereignisse: Innerhalb von weniger als 15 Sekunden wurde das Schiff auf einen 90-Grad-Winkel gekippt. Karsten Borner, der Kapitän des Rettungsschiffes Sir Robert Baden Powell, berichtete: "In einem Moment war sie noch da, im nächsten Moment war sie verschwunden."
Die Bergungsoperation wurde durch die Tiefe des Wracks, das weit über den Fähigkeiten der meisten Sporttaucher liegt, erschwert. Ein Taucher kam bereits während eines vorherigen Bergungsversuchs ums Leben. Die Bergungsteams waren gezwungen, unter extremen Bedingungen zu arbeiten, wobei sie nur für 12 Minuten im Wasser bleiben konnten, um die Sicherheit der Taucher zu gewährleisten. Um die Suche zu erleichtern, wurden spezialisierte Höhlentaucher eingesetzt, die über die erforderlichen Fähigkeiten verfügten, um in diesem schwierigen Umfeld zu operieren.
Investigative Enthüllungen
Die Bergung der Bayesian wirft Fragen zu Sicherheitsstandards und den Abläufen im Yachtbetrieb auf. Vorläufige Berichte zeigen, dass das Schiff den Standort, an dem es sank, bewusst als Schutz vor den zuvor vorhergesagten Gewittern wählte. Doch die Natur war unbarmherzig: Trotz dieser Vorsichtsmaßnahmen wurde die Yacht innerhalb kürzester Zeit von den extremen Wetterbedingungen überrascht.
Die italienischen Behörden haben eine umfassende strafrechtliche Untersuchung eingeleitet, um die genauen Umstände des Unglücks zu klären. Die bisherigen Erkenntnisse deuten darauf hin, dass möglicherweise nicht alle Sicherheitsprotokolle befolgt wurden. Die Bergungsoperation hat gezeigt, dass die Konstruktion des Schiffs und seine Ausrüstung möglicherweise nicht für extremere See- und Wetterbedingungen ausgelegt waren.
Zusätzlich hat die Aufsicht über die Bergungsoperation ergeben, dass der 236 Fuß hohe Mast der Yacht abgetrennt wurde, um das Schiff in eine nahezu aufrechte Position zu bringen, die eine Hebung ermöglichte. Dieser Mast wurde am Meeresgrund zurückgelassen, um in Zukunft entfernt zu werden. Solche Maßnahmen werfen Fragen zur Grundausstattung und den Einschränkungen der Yacht auf, insbesondere wenn man bedenkt, dass sie in Gewässern unterwegs war, in denen solche Witterungsbedingungen nicht unbekannt sind.
Auswirkungen und Reaktionen
Die Auswirkungen des Unglücks sind weitreichend und betreffen sowohl die betroffenen Familien als auch die Yachtindustrie insgesamt. Die Tragödie hat nicht nur das Leben von Mike Lynch, seiner Tochter und weiteren Passagieren gefordert, sondern auch das öffentliche Vertrauen in die Sicherheitsstandards in der Luxusbootindustrie erschüttert. Experten stellen fest, dass es dringend notwendig ist, die Sicherheitsrichtlinien für Yachten zu überprüfen und gegebenenfalls zu reformieren, um derartige Vorfälle in der Zukunft zu verhindern.
Die Reaktionen auf die Bergung der Bayesian sind gemischt. Während einige die Effizienz der Bergungsteams loben, sind andere besorgt über die möglichen politischen und rechtlichen Konsequenzen. Kritiker fordern mehr Transparenz in den Ermittlungen und eine umfassende Bewertung der Sicherheitsprotokolle in der Yachtindustrie. Zudem wird gefordert, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Die Beteiligten müssen sich den Fragen stellen, warum das Schiff in ein solches Wetterereignis segelte und ob alle notwendigen Vorbereitungen getroffen wurden.
Zukünftige Entwicklungen
Die nächsten Schritte in dieser tragischen Geschichte werden entscheidend sein. Die Bayesian wird nun nach Termini Imerese transportiert, wo sie für technische Tests zur Verfügung steht. Diese Tests sollen dazu beitragen, die genaue Ursache des Sinks zu ermitteln und daraus resultierende Empfehlungen für Sicherheitsverbesserungen abzugeben. Experten befürchten, dass die Ergebnisse der Untersuchung möglicherweise nicht nur für die Yachtindustrie, sondern auch für die Regulierung und Überwachung anderer Bereiche des maritimen Sektors weitreichende Konsequenzen haben könnten.
Die Schifffahrtsbehörden stehen unter Druck, bei der Untersuchung Fortschritte zu machen, um das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Sicherheit von Freizeitbooten zu gewährleisten. Die jüngsten Entwicklungen zeigen, dass das Bewusstsein für die Sicherheitsstandards in der Yachtindustrie wächst und dass Verbraucher und Investoren zunehmend auf die Sicherheitsgeschichte und die Praktiken von Yachtbetreibern achten werden.
Die Bergung der Bayesian könnte also nicht nur das Schicksal einer Yacht betreffen, sondern auch weitreichende Veränderungen in der gesamten Branche nach sich ziehen. Die Trauer um die verlorenen Leben wird weiterhin eine zentrale Rolle in den Diskussionen über Sicherheit und Verantwortung im maritimen Sektor spielen.
