„Taekwondo-Diplomatie“ wieder auf dem Tisch: Südkorea strebt gemeinsame UNESCO-Bewerbung mit Nordkorea an

In einer Zeit, in der geopolitische Spannungen zwischen Nord- und Südkorea anhalten, hat die südkoreanische Regierung unter der Leitung von Lee Jae Myung ein kühnes Unterfangen initiiert: die gemeinsame Bewerbung um die Aufnahme von Taekwondo in das...

„Taekwondo-Diplomatie“ wieder auf dem Tisch: Südkorea strebt gemeinsame UNESCO-Bewerbung mit Nordkorea an

In einer Zeit, in der geopolitische Spannungen zwischen Nord- und Südkorea anhalten, hat die südkoreanische Regierung unter der Leitung von Lee Jae Myung ein kühnes Unterfangen initiiert: die gemeinsame Bewerbung um die Aufnahme von Taekwondo in das UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes. Diese diplomatische Anstrengung, die in den letzten Jahren aufgrund der politischen Entwicklungen ins Stocken geraten war, soll nun wiederbelebt werden. Choi Jae-choon, der Vorsitzende des Korea Taekwondo UNESCO Promotion Committee, kündigte an, dass er bald offizielle Kontakte mit Nordkorea herstellen und Gespräche mit der in Österreich ansässigen International Taekwondo Federation (ITF) wieder aufnehmen wolle.

Der Taekwondo-Sport, der in beiden Koreas eine bedeutende kulturelle Identität verkörpert, könnte durch diese Zusammenarbeit von großem symbolischen Wert profitieren. Choi drückte jedoch seine Besorgnis über die stagnierenden Gespräche aus, die 2023 zum Stillstand gekommen sind, als die nordkoreanische Regierung das interkoreanische Militärabkommen von 2018 aufhob und Südkorea als „feindlichen separaten Staat“ brandmarkte. Für Choi und viele andere Vertreter der Taekwondo-Community ist es entscheidend, die kulturelle Integrität und das Erbe dieser Kampfkunst zu bewahren, bevor es an Nordkorea übergeben wird.

Choi Jae-choon Korea Taekwondo UNESCO Promotion Committee
Choi Jae-choon Korea Taekwondo UNESCO Promotion Committee

Hintergründe und Kontext

Die Idee einer gemeinsamen UNESCO-Bewerbung für Taekwondo wurde erstmals 2018 während einer Phase der Entspannung in den interkoreanischen Beziehungen diskutiert. Damals unterzeichneten Choue Chung-won, Präsident von World Taekwondo, und Ri Yong-son, Präsident der ITF, in Pyongyang eine Vereinbarung, die den Grundstein für eine zukünftige Zusammenarbeit legen sollte. Diese Entwicklungen waren Teil eines größeren Trends, bei dem kulturelle Austauschprogramme als eine Möglichkeit angesehen wurden, die Spannungen zwischen den beiden Ländern zu verringern.

Die erfolgreiche gemeinsame Eintragung von koreanischem Ringen (ssireum) im Jahr 2018 diente als Modell, das Hoffnung auf eine ähnliche Einigung für Taekwondo weckte. In diesem Fall hatten Nord- und Südkorea zunächst getrennte Anträge eingereicht – Nordkorea im Jahr 2015 und Südkorea im Jahr 2016. Nach diplomatischen Verhandlungen einigten sich beide Länder darauf, ihre Bemühungen zu bündeln, was schließlich zu einem historischen Erfolg führte: UNESCO genehmigte die erste gemeinsame Eintragung aus einem geteilten Land und bezeichnete sie als Symbol des Friedens.

Im Gegensatz dazu stehen die aktuellen Herausforderungen, die durch die politischen Spannungen und den Mangel an Kommunikation zwischen den beiden Ländern geprägt sind. Laut dem Forum von taekwondo.de haben interkoreanische Kontakte im Bereich des Taekwondo stark abgenommen, was die Möglichkeiten für zukünftige Zusammenarbeit erheblich einschränkt.

stock photo taekwondo cultural heritage cooperation
stock photo taekwondo cultural heritage cooperation

Investigative Enthüllungen

Die Blockade der Gespräche seit 2023 hat nicht nur die interkoreanische Zusammenarbeit behindert, sondern auch die Sorge geweckt, dass Nordkorea die kulturelle Kontrolle über Taekwondo übernehmen könnte. Choi Jae-choon äußerte seine Befürchtungen, dass Südkorea die Möglichkeit verlieren könnte, sich als das wahre Heimatland des Taekwondo zu etablieren, wenn die Verhandlungen weiter stagnieren. Die nordkoreanische Regierung hat bereits Schritte unternommen, um Taekwondo als Teil ihres kulturellen Erbes zu fördern, und hat im Jahr 2023 einen eigenen Antrag bei UNESCO eingereicht, um es als immaterielles Kulturerbe zu registrieren.

Diese Entwicklungen haben die südkoreanische Taekwondo-Community alarmiert. Laut Berichten führt Nordkorea regelmäßig Vorführungen im Ausland durch und gibt Briefmarken heraus, die Taekwondo thematisieren. Dies hat viele in Südkorea dazu veranlasst, die Dringlichkeit einer gemeinsamen Initiative zur Wahrung des kulturellen Status von Taekwondo zu erkennen.

Die Korea Heritage Service hat ebenfalls bestätigt, dass Gespräche über die gemeinsame Bewerbung ins Stocken geraten sind. Eine offizielle Stelle des Ministeriums für Vereinigung bemerkte, dass die interkoreanische Kommunikation im Gegensatz zu den Bedingungen von 2018 nahezu nicht existent ist, was die Verhandlungen in diesem sensiblen Bereich weiter erschwert. „Wir waren uns über private Vorschläge bewusst, aber es war schwierig, ohne eine offizielle nordkoreanische Position voranzukommen“, erklärte ein Beamter.

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„Taekwondo-Diplomatie“ wieder auf dem Tisch: Südkorea strebt gemeinsame UNESCO-Bewerbung mit Nordkor...

Auswirkungen und Reaktionen

Die Auswirkungen der gegenwärtigen diplomatischen Stagnation sind nicht nur politischer Natur, sondern betreffen auch die Identität und das Selbstverständnis der südkoreanischen Gesellschaft. Taekwondo ist mehr als nur ein Sport; es ist ein integraler Bestandteil der nationalen Identität, der in der ganzen Welt als Symbol für koreanische Kultur und Tradition angesehen wird. Experten warnen davor, dass die Möglichkeit, diese kulturelle Identität in einem internationalen Kontext zu behaupten, erheblich gefährdet ist, wenn die Regierung nicht aktiv wird.

Die Reaktionen auf diese Entwicklungen sind vielfältig. Während einige in der Taekwondo-Community eine engere Zusammenarbeit und Gespräche mit Nordkorea fordern, um eine gemeinsame Bewerbung zu unterstützen, gibt es auch Stimmen, die sich gegen jegliche Form der Zusammenarbeit aussprechen, solange die politischen Spannungen bestehen. Diese geteilte Meinung wirft die Frage auf, inwieweit sportliche und kulturelle Kooperationen in der Lage sind, als Brücke zwischen politischen Fronten zu fungieren.

Ein weiterer Aspekt, der in dieser Diskussion berücksichtigt werden muss, ist der Einfluss der internationalen Gemeinschaft. Die Relevanz von UNESCO als Plattform zur Förderung des interkulturellen Dialogs kann nicht unterschätzt werden. Die Unterstützung durch internationale Organisationen könnte entscheidend für die Fortführung des Dialogs zwischen Nord- und Südkorea sein, insbesondere im Bereich des Taekwondo.

Zukünftige Entwicklungen

Die südkoreanische Regierung hat angekündigt, dass sie bereit ist, eineoffizielle Anfrage für interkoreanische Kontakte zu stellen. Die Perspektive, dass Taekwondo im nächsten UNESCO-Zyklus 2026 eingereicht wird, bleibt bestehen, jedoch ist dies stark von der politischen Situation und der Bereitschaft beider Seiten abhängig. Die Behörde hat signalisiert, dass sie offen für zukünftige Gespräche ist, sofern die Bedingungen dies zulassen.

In den kommenden Monaten wird es entscheidend sein, wie beide Regierungen auf die Herausforderungen reagieren werden. Der Ausgang dieser Bemühungen könnte weitreichende Folgen für die interkoreanischen Beziehungen und die kulturelle Identität beider Länder haben. Die Taekwondo-Community in Südkorea hofft, dass durch diplomatische Anstrengungen und kulturellen Austausch die Möglichkeit für eine gemeinsame Bewerbung und damit für einen symbolischen Schritt in Richtung Frieden geschaffen werden kann.

Solange die politischen Spannungen bestehen, bleibt die Frage, ob kulturelle Diplomatie tatsächlich in der Lage ist, als Katalysator für Veränderungen zu wirken. Die Entwicklung der Taekwondo-Diplomatie wird daher nicht nur für die Sportwelt, sondern auch für die gesamte Region von Bedeutung sein.

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