Tausende thailändische Cannabisgeschäfte stehen wegen neuer Vorschriften vor der Schließung
Thailand steht am Rande einer tiefgreifenden Umwälzung seiner aufstrebenden Cannabisindustrie. Neueste regulatorische Änderungen der Department of Thai Traditional and Alternative Medicine (DTAM) könnten dazu führen, dass bis zu 12.000 Cannabisgeschäfte geschlossen werden müssen. Diese Geschäfte sehen sich einer Verknappung der Betriebslizenzen gegenüber, die bis Ende dieses Jahres auslaufen werden.
Ein am 30. Juni 2025 angekündigtes Ministerialreglement verpflichtet diese Geschäfte, medizinische Fachkräfte vor Ort zu haben, um Cannabisblüten zu vertreiben. Dr. Somruek Chungsaman, Direktor der DTAM, betonte die Notwendigkeit, die Verkaufsbedingungen zu verschärfen, um den Zugang zu Cannabis zu regulieren und den Missbrauch zu verhindern. Die neuen Vorschriften erfordern eine detaillierte Dokumentation von Verschreibungen, was eine grundlegende Veränderung für die Branche darstellt.

Hintergründe und Kontext
Mit der Legalisierung von Cannabis für medizinische Zwecke im Jahr 2018 hat Thailand einen drastischen Wandel vollzogen. Das Land wurde zum ersten in Südostasien, das Cannabis legalisierte, und verzeichnete seitdem einen Boom in der Cannabisindustrie. Berichte zeigen, dass über 18.000 Cannabisgeschäfte im ganzen Land eröffnet wurden, was das Potenzial für wirtschaftliches Wachstum und neue Arbeitsplätze erhöht hat.
Doch diese rasante Expansion ist jetzt in Gefahr. Die neue Vorschrift, die in Kürze im Royal Gazette veröffentlicht werden soll, wird die Anforderungen an die Verschreibung von Cannabisblüten erheblich verschärfen. Dr. Somruek erklärte, dass die Anforderungen nun die Identifikation des ausstellenden Fachmanns umfassen müssen, der einer von sieben bestimmten medizinischen Berufen angehören muss, darunter Allgemeinmedizin, Thai Traditionelle Medizin und Zahnmedizin.
Die Verschreibung muss zudem eine detaillierte Dokumentation der Patientendaten enthalten, einschließlich Name, Alter, Nationalität, Ausweisnummer und Diagnose. Dies könnte für viele Cannabisgeschäfte unüberwindbare Hürden darstellen, da sie nicht über die nötige Infrastruktur verfügen, um solche Anforderungen zu erfüllen.

Investigative Enthüllungen
Die aktuelle Gesetzeslage sieht vor, dass Cannabis nur für bestimmte medizinische Bedingungen verschrieben werden kann, wie beispielsweise Epilepsie, Übelkeit und Erbrechen bei Krebsbehandlungen sowie neuropathische Schmerzen. Die DTAM hat jedoch die Anzahl der Krankheiten, für die Cannabis verschrieben werden kann, erheblich eingeschränkt, was die Möglichkeiten für Patienten verringert, Zugang zu dieser Therapieform zu erhalten.
Dr. Somruek hat zudem betont, dass nur Fachärzte mit entsprechenden Lizenzen Verschreibungen ausstellen dürfen. Dies stellt einen klaren Widerspruch zur ursprünglichen Idee der Legalisierung von Cannabis als Mittel zur Schmerzlinderung und Therapie dar. Viele der bestehenden Cannabisgeschäfte könnten ohne die nötige medizinische Expertise ihrer Mitarbeiter schnell schließen müssen.
Zusätzlich wird jede Verschreibung eine Lizenznummer des Arztes enthalten müssen, was die Bürokratie innerhalb der Branche erhöht. Die Übergangsfrist für viele Geschäfte endet bereits in wenigen Monaten, und viele Betreiber haben sich noch nicht auf diese umfassenden Änderungen vorbereitet. Experten warnen vor weiteren Problemen, da die medizinische Gemeinschaft in Thailand noch nicht ausreichend auf diese Vorschriften vorbereitet ist.

Auswirkungen und Reaktionen
Die Auswirkungen dieser neuen Vorschriften auf die Cannabisindustrie sind enorm. Betreiber von Cannabisgeschäften äußern sich besorgt über die Unklarheiten und die strengen Anforderungen. Viele Geschäfte, die bislang florierten, sehen sich nun der Möglichkeit gegenüber, ihre Türen bis Ende des Jahres schließen zu müssen, wenn sie die neuen Vorschriften nicht einhalten können.
Die Reaktionen aus der Branche sind gemischt. Einige Betreiber befürworten die Idee, Cannabis als medizinisches Produkt zu regulieren, während andere argumentieren, dass die Vorschriften zu restriktiv sind und das Wachstum der Industrie hemmen. Ein Restaurantbesitzer, der auch Cannabis verkauft, erklärte: „Wir müssen uns anpassen, aber das ist eine enorme Belastung für uns. Wir haben nicht die nötigen Ressourcen, um medizinische Fachkräfte einzustellen.“
Die Vorschriften haben auch bereits zu einem Rückgang der Kundenzahlen in vielen Geschäften geführt. Patienten sind besorgt, dass sie in Zukunft keinen Zugang mehr zu ihren gewohnten Therapien haben werden, während Geschäfte darüber nachdenken müssen, wie sie ihre Dienstleistungen anpassen können, um weiterhin rentabel zu bleiben.
Zukünftige Entwicklungen
Die DTAM hat angekündigt, dass öffentliche Anhörungen zu den neuen Vorschriften bis zum 12. Juli 2025 stattfinden werden. Diese Anhörungen sind entscheidend, um Feedback von der Bevölkerung und den Betroffenen einzuholen. Öffentliche Diskussionen könnten dazu beitragen, einige der Bedenken über die strengen Vorschriften zu mildern und potentielle Änderungen anzustoßen.
Nach den Anhörungen wird der Ausschuss für den Schutz und die Förderung der thailändischen traditionellen medizinischen Weisheit zusammentreten, bevor der Entwurf an den Minister für öffentliche Gesundheit und anschließend an das Kabinett zur endgültigen Genehmigung weitergeleitet wird. Diese Schritte könnten entscheidend dafür sein, wie sich die Cannabisindustrie in Thailand in den kommenden Monaten entwickeln wird.
Die Branche steht vor großen Herausforderungen, und es bleibt abzuwarten, ob die neuen Vorschriften dazu führen werden, dass die Cannabisgeschäfte zu medizinischen Einrichtungen umstrukturiert werden oder ob viele von ihnen die notwendigen Anforderungen nicht erfüllen können und schließen müssen. Es ist klar, dass der Druck auf die Betreiber von Cannabisgeschäften zunimmt, während die neue regulatorische Landschaft Gestalt annimmt.
Insgesamt zeigen die bevorstehenden Veränderungen im thailändischen Cannabisrecht, wie wichtig es ist, dass die Regierung einen ausgewogenen Ansatz findet, der sowohl den Bedürfnissen der Patienten als auch den wirtschaftlichen Realitäten der Betreiber Rechnung trägt. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu sehen, wie sich diese Vorschriften auf die Cannabisindustrie und die Patienten in Thailand auswirken werden.