Iranische Beamte haben gegenüber The New York Times eingeräumt, dass sie einen militärischen Angriff Israels erst nach der nächsten Runde der Atomgespräche mit den Vereinigten Staaten erwartet hatten. Diese Gespräche sollten ursprünglich an diesem Sonntag im Oman, in der Hauptstadt Muscat, stattfinden. Der omanische Außenminister Badr Albusaidi hatte dies am Donnerstag via Twitter angekündigt. Doch einen Tag später erklärte der Iran, dass die Gespräche „sinnlos“ seien, nachdem es zu israelischen Angriffen auf iranisches Territorium gekommen war.
Die islamische Republik warf Washington vor, die Angriffe zu unterstützen. Trotz der drohenden Gefahr schätzten iranische Beamte ein, dass ein israelischer Angriff nicht unmittelbar bevorstehe. Laut dem Bericht der New York Times wurden Interviews mit sechs hochrangigen Beamten der Islamischen Republik sowie zwei Mitgliedern der Islamischen Revolutionsgarde durchgeführt, die anonym bleiben wollten.

Die Reaktion Teherans auf die israelischen Angriffe
Die iranischen Behörden schienen den bevorstehenden Angriff Israels zu unterschätzen, was letztlich die Effektivität der Luftangriffe erhöhte. Gerüchte über einen bevorstehenden Angriff auf die islamische Republik führten dazu, dass viele hochrangige Beamte Ratschläge zur Flucht ignorierten und in ihren Häusern blieben. So versammelten sich zahlreiche Beamte an einem Luftwaffenstützpunkt, der von israelischen Kampfflugzeugen angegriffen wurde.
Ein Beamter äußerte in einer Nachricht an die New York Times: „Wo ist unsere Luftabwehr? Wie kann Israel kommen und tun, was es will, unsere obersten Kommandeure töten, und wir sind unfähig, etwas zu stoppen?“ Diese Besorgnis spiegelt eine tiefere Angst wider, dass die iranische Führung nicht ausreichend auf Bedrohungen reagiert.
Ein Mitglied des Energieausschusses der Handelskammer, Hamid Hosseini, kommentierte: „Der israelische Angriff hat die Führung völlig überrascht, besonders die Tötung der führenden Militärfiguren und Nuklearwissenschaftler. Er hat auch unsere unzureichende Luftabwehr und die Fähigkeit Israels offengelegt, unsere kritischen Stätten und Militärbasen ohne Widerstand zu bombardieren.“ Diese Aussagen unterstreichen die wachsende Besorgnis über die militärische Verwundbarkeit Irans.

Die geopolitischen Implikationen der Situation
Inmitten dieser militärischen Spannungen hat sich die geopolitische Landschaft erheblich verändert. Israels Premierminister Benjamin Netanyahu forderte die iranische Bevölkerung in einer Rede am Freitagabend auf, sich gegen die islamische Republik zu erheben. „Der Kampf Israels richtet sich nicht gegen das iranische Volk. Unser Kampf ist gegen das mörderische islamische Regime, das euch unterdrückt und verarmt“, erklärte Netanyahu, was darauf hindeutet, dass Israel versucht, sich als Befreier darzustellen.
Darüber hinaus äußerte Reza Pahlavi, der Exil-Sohn des letzten iranischen Monarchen, in einer scharfen Botschaft am Freitag den Aufruf an die iranischen Militär- und Sicherheitskräfte, sich von der islamischen Republik abzuwenden und sich einer populären Bewegung anzuschließen, die darauf abzielt, das Land zurückzuerobern. Diese Äußerungen könnten den Widerstand im Iran anheizen und zu einem potenziellen Umsturz führen.

Reaktionen der internationalen Gemeinschaft
Die internationalen Reaktionen auf die jüngsten Entwicklungen sind gemischt. Einige Länder haben den Angriff Israels verurteilt und andere haben sich gefordert gesehen, eine diplomatische Lösung zu finden. Die Spannungen in der Region haben auch die Diskussion um die iranischen Nuklearambitionen neu entfacht. Laut Reuters sind die Beziehungen zwischen dem Iran und den USA durch die vergangenen Runden der Atomgespräche stark belastet, und die aktuellen Angriffe könnten diese Dynamik weiter verschärfen.
Die US-Regierung steht unter Druck, ihre Position zu überdenken, da der Iran behauptet, dass Washington hinter den israelischen Angriffen steckt. Diese Vorwürfe könnten die diplomatischen Bemühungen, die darauf abzielen, ein weiteres Nuklearabkommen zu erreichen, untergraben. Experten warnen, dass die Eskalation der Gewalt auch zu einer destabilisierten Region führen könnte, die viele Länder betrifft.
Die Rolle der Zivilgesellschaft im Iran
Die iranische Zivilgesellschaft steht auch unter Druck. Nach den israelischen Angriffen schloss Teheran den Internetzugang für Zivilisten, was den Zugang zu Informationen und die Kommunikation erheblich einschränkte. In diesem Kontext kündigte Elon Musk an, dass Starlink in Iran aktiv sei, um die Internetverbindung aufrechtzuerhalten, was Hoffnung auf eine Wiederherstellung des Informationsflusses gibt. Diese Maßnahme könnte den Iranern helfen, sich besser zu organisieren und ihre Stimme gegen die Regierung zu erheben.
Es bleibt abzuwarten, wie die iranische Zivilgesellschaft auf die zunehmenden Spannungen reagieren wird. Die Luftangriffe und die internationale Isolation könnten möglicherweise den Widerstand der Bevölkerung gegen die islamische Republik anheizen und eine neue Welle von Protesten auslösen.
Zukünftige Entwicklungen und Ausblick
Mit den bevorstehenden Gesprächen im Oman und den anhaltenden militärischen Spannungen zwischen Israel und dem Iran ist die Situation äußerst prekär. Die Möglichkeit eines neuen israelischen Angriffs könnte drohen, insbesondere wenn die Gespräche scheitern. Iranische Beamte haben bereits angedeutet, dass sie nicht mehr an den Gesprächen teilnehmen wollen, was die Wahrscheinlichkeit eines Konflikts erhöht.
Die internationale Gemeinschaft beobachtet die Entwicklungen aufmerksam und einige Analysten warnen, dass ein militärischer Konflikt zwischen Israel und dem Iran katastrophale Folgen für die gesamte Region haben könnte. Es bleibt abzuwarten, wie die iranische Führung auf die militärischen Angriffe und den wachsenden Druck von außen reagieren wird. Die nächsten Wochen könnten entscheidend dafür sein, ob eine diplomatische Lösung gefunden werden kann oder ob die Spannungen weiter eskalieren.
Insgesamt ist die Lage im Iran und der Region angespannt. Die Reaktionen sowohl innerhalb des Landes als auch international sind entscheidend für die zukünftige Stabilität. Die iranischen Führer stehen unter Druck, ihre militärischen Fähigkeiten zu stärken und auf die Herausforderungen zu reagieren, während die Zivilgesellschaft möglicherweise an Stärke gewinnt und eine neue Ära des Widerstands einleitet.