Die von Präsident Donald Trump vorgeschlagene 'Rachesteuer', die vor allem ausländische Investoren treffen soll, könnte nicht nur kanadische Unternehmen Milliarden kosten, sondern auch die US-Wirtschaft erheblich belasten. Experten warnen, dass die neue Steuer, die unter dem Namen Section 899 im Rahmen von Trumps Gesetzesinitiative „One Big Beautiful Bill“ eingeführt werden soll, zu einem signifikanten Rückgang der US-Steuereinnahmen führen könnte.
Die Grundzüge dieser Steuer sehen eine neue Quellensteuer auf Investment-Einkünfte vor, die von US-Unternehmen an Investoren in Ländern gezahlt werden, die als unfair oder diskriminierend eingestuft werden. Besonders das kanadische Digital Services Tax (DST), das Unternehmen wie Amazon, Google und Meta belastet, wird von der US-Regierung als diskriminierend betrachtet.

Hintergründe und Kontext
Die Debatte über die 'Rachesteuer' wird von intensiven politischen Diskussionen begleitet. Laut einem Bericht des nicht-partisanen Joint Committee on Taxation des US-Kongresses wird die neue Steuer zunächst Einnahmen in Milliardenhöhe für die US-Regierung generieren. Doch die Vorhersagen zeigen auch, dass die Einnahmen bis 2034 zurückgehen könnten, was die amerikanische Steuerbasis gefährden würde.
Die anvisierte Steuer sieht vor, dass eine Quellensteuer von fünf Prozent auf Dividenden für kanadische Investoren erhoben wird, die aus den USA stammen. Diese Steuer könnte jährlich um fünf Prozent steigen und einen Höchstsatz von zwanzig Prozent erreichen. Diese drastischen Maßnahmen haben bereits zu Besorgnis bei kanadischen Regierungsvertretern geführt.
Der kanadische Finanzminister François-Philippe Champagne hat betont, dass die DST in Kraft treten und angewendet werden wird. Dies könnte jedoch als Provokation in der ohnehin schon angespannten Beziehung zwischen Kanada und den USA gewertet werden.

Investigative Enthüllungen
Die Analysen des Joint Committee on Taxation deuten darauf hin, dass die 'Rachesteuer' nicht nur kanadische Unternehmen, sondern auch amerikanische Firmen betreffen könnte, da das Investmentklima in den USA durch die Steuer negativ beeinflusst werden könnte. Studien zeigen, dass die Steuer die Attraktivität des amerikanischen Marktes für ausländische Investoren verringern könnte, was zu einem Rückgang der Investitionen führen würde.
Die Schätzungen besagen, dass die Quellensteuer in den ersten Jahren Einnahmen von bis zu 116,3 Milliarden US-Dollar zwischen 2025 und 2034 generieren könnte. Doch bis 2033 könnte die Steuer den US-Kassen 4,8 Milliarden Dollar entziehen, und bis 2034 sogar 8,1 Milliarden Dollar. Diese Zahlen verdeutlichen, dass die langfristigen Auswirkungen der Steuer auf die US-Steuereinnahmen potenziell verheerend sein könnten.
Ein weiterer Punkt der Analyse ist die Annahme, dass die globale Wirtschaft unverändert bleibt und sich keine Gesetzesänderungen in anderen Ländern ergeben. Laut den Experten wird jedoch erwartet, dass Investoren versuchen werden, der Steuer zu entkommen, was das Verhalten von Individuen und Unternehmen in Bezug auf Investments erheblich beeinflussen wird.

Auswirkungen und Reaktionen
Die Reaktionen auf die vorgeschlagene Steuer sind gemischt. Während die Trump-Administration die Maßnahme als notwendig erachtet, um die Wettbewerbsfähigkeit amerikanischer Unternehmen zu schützen, sehen Kritiker darin eine potenzielle Gefahr für die nationale Wirtschaft. Experten warnen, dass die Steuer im Endeffekt mehr schaden als nützen könnte, da sie ausländische Investoren vertreiben und den Wert amerikanischer Vermögenswerte mindern könnte.
David Macdonald, ein Senior Economist am Canadian Centre for Policy Alternatives, hat betont, dass die Annahme des Joint Committee on Taxation, dass sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht ändern werden, eine gravierende Fehleinschätzung sei. Seine Analyse legt nahe, dass die Reaktionen anderer Länder auf die Steuer unvorhersehbare Folgen haben könnten.
Die Sorgen über die langfristigen Auswirkungen der Steuer auf den US-Markt und die Beziehungen zu anderen Ländern sind nicht unbegründet. Kanadische Politiker und Geschäftsleute sind zunehmend besorgt über die möglichen Folgen dieser Steuer und beobachten die Entwicklungen in Washington aufmerksam.
Zukünftige Entwicklungen
Die Debatte über die 'Rachesteuer' wird voraussichtlich in den kommenden Wochen an Intensität zunehmen, insbesondere wenn der Druck auf den US-Senat wächst, die Gesetzgebung vor dem Unabhängigkeitstag am 4. Juli zu verabschieden. Bis dahin bleibt unklar, wie die endgültige Form der Steuer aussehen wird und welche Auswirkungen sie auf die US-Wirtschaft haben könnte.
Es ist evident, dass die Reaktionen aus Kanada und anderen betroffenen Ländern entscheidend sein werden für die zukünftige Wirtschaftspolitik der USA. Die 'Rachesteuer' könnte nicht nur Auswirkungen auf die bilateralen Beziehungen haben, sondern auch auf die globalen Investitionsströme, was die wirtschaftliche Stabilität in Nordamerika beeinflussen könnte.
Insgesamt bleibt die Situation angespannt, während sich die politischen Akteure auf beiden Seiten der Grenze auf mögliche Konsequenzen vorbereiten. Es bleibt abzuwarten, ob die US-Regierung in der Lage ist, die negativen Auswirkungen der 'Rachesteuer' abzuschwächen und gleichzeitig ihre Ziele zu erreichen.