UN: Weltweite Geburtenraten in beispiellosem Rückgang - BBC News

Die Vereinten Nationen haben in einem neuen Bericht vor einem beispiellosen Rückgang der weltweiten Geburtenraten gewarnt. Dr. Natalia Kanem, die Leiterin des UN-Bevölkerungsfonds (UNFPA), bezeichnet die aktuelle Entwicklung als echte Krise, da...

UN: Weltweite Geburtenraten in beispiellosem Rückgang - BBC News

Die Vereinten Nationen haben in einem neuen Bericht vor einem beispiellosen Rückgang der weltweiten Geburtenraten gewarnt. Dr. Natalia Kanem, die Leiterin des UN-Bevölkerungsfonds (UNFPA), bezeichnet die aktuelle Entwicklung als echte Krise, da viele Menschen nicht in der Lage sind, die gewünschte Anzahl an Kindern zu bekommen.

In einer umfassenden Umfrage des UNFPA wurden 14.000 Menschen in 14 Ländern befragt. Ein bemerkenswerter Aspekt ist, dass jeder Fünfte angab, nicht die gewünschte Anzahl an Kindern zu haben oder zu erwarten, dass dies auch zukünftig der Fall sein wird. Diese Länder repräsentieren ein Drittel der Weltbevölkerung und umfassen eine Mischung aus Niedrig-, Mittel- und Hoch­einkommensländern.

Namrata Nangia Mumbai high quality photograph
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Hintergründe und Kontext

Ein zentrales Problem, das im Bericht hervorgehoben wird, ist die zunehmende finanzielle Belastung der Eltern. In Ländern wie Südkorea gaben 58% der Befragten an, dass finanzielle Einschränkungen sie daran hindern, Kinder zu haben, während dieser Anteil in Schweden bei nur 19% liegt. Die steigenden Lebenshaltungskosten und die wirtschaftliche Unsicherheit sind laut dem Bericht zentrale Barrieren für viele Menschen, um Familien zu gründen.

Der Bericht erfasst auch die Auswirkungen auf verschiedene Altersgruppen. Besonders überraschend ist, dass 31% der Befragten über 50 Jahre angaben, weniger Kinder zu haben, als sie sich gewünscht hatten. Dies zeigt, dass die Problematik nicht nur junge Erwachsene betrifft, sondern auch ältere Generationen, die in ihrer fruchtbaren Phase möglicherweise nicht die Unterstützung hatten, die sie benötigten.

Laut Expertenmeinungen hat die UN bisher stark darauf fokussiert, den ungewollt hohen Geburtenraten und dem „ungedeckten Bedarf“ an Verhütungsmitteln entgegenzuwirken. Die Verschiebung der Aufmerksamkeit hin zu niedrigen Geburtenraten ist daher ein entscheidender Wandel in der globalen Bevölkerungsdiskussion.

declining birth rates conceptual stock photo
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Investigative Enthüllungen

Dr. Kanem wies darauf hin, dass der UNFPA jetzt stärker als je zuvor auf die Herausforderungen niedriger Fertilitätsraten aufmerksam macht. Sie betont, dass übertriebene Angstszenarien, sei es durch Überbevölkerungsängste oder durch die Befürchtung eines Bevölkerungsschwunds, oft reaktionäre und manipulative Maßnahmen zur Folge haben können.

Ein weiteres wichtiges Thema ist die Frage der reproduktiven Freiheit. Der Bericht mit dem Titel "The real fertility crisis: The pursuit of reproductive agency in a changing world" hebt hervor, dass nicht die Unfruchtbarkeit, sondern soziale und wirtschaftliche Hindernisse die Hauptursachen für den Geburtenrückgang sind. Nur 12% der Befragten nannten Unfruchtbarkeit als Grund für eine geringere Kinderzahl.

In Ländern wie Thailand (19%), den USA (16%) und Südafrika (15%) war die Angst vor Unfruchtbarkeit jedoch höher ausgeprägt. Diese Zahlen verdeutlichen regionale Unterschiede in der Wahrnehmung und Realität von Fruchtbarkeitshindernissen.

UN: Weltweite Geburtenraten in beispiellosem Rückgang - BBC News high quality photograph
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Auswirkungen und Reaktionen

Die Auswirkungen des Geburtenrückgangs sind breit gefächert und betreffen sowohl die individuelle als auch die gesellschaftliche Ebene. Namrata Nangia, eine junge Mutter aus Mumbai, spiegelt diese Dynamik wider. Sie und ihr Ehemann, die beide in stabilen Berufen arbeiten, zögern, ein weiteres Kind zu bekommen, da die finanziellen Belastungen schon für ein Kind überwältigend sind. Diese persönliche Geschichte ist ein Beispiel für die größere globale Tendenz, wie steigende Kosten die Familienplanung beeinflussen.

Politische Reaktionen sind ebenfalls vielfältig. In einigen Ländern gibt es Bestrebungen, die Geburtenrate durch finanzielle Anreize oder familienfreundliche Politik zu erhöhen. Allerdings warnt Dr. Kanem davor, dass solche Maßnahmen oft zu abrupt und unüberlegt sein können. Es besteht die Gefahr, dass sie die Bedürfnisse der Frauen und Familien nicht ausreichend berücksichtigen.

Der Bericht ermutigt dazu, einen ausgewogeneren Ansatz zu verfolgen, der auf umfassendere soziale Unterstützungssysteme setzt, anstatt auf kurzfristige Lösungen. Es ist entscheidend, dass politische Entscheidungsträger die Wurzeln des Problems ansprechen und nachhaltige Änderungen anstreben.

Zukünftige Entwicklungen

Der UNFPA-Bericht ist nur der Beginn einer umfassenderen Untersuchung, die später in diesem Jahr in 50 Ländern durchgeführt werden soll. Diese zukünftigen Studien könnten helfen, das Verständnis von globalen Geburtenraten und den zugrunde liegenden Ursachen zu vertiefen.

Die Ergebnisse dieser Studien werden entscheidend dafür sein, wie Regierungen und internationale Organisationen auf die Herausforderungen reagieren, die sich aus dem Rückgang der Geburtenraten ergeben. Es liegt an der internationalen Gemeinschaft, proaktive und durchdachte Wege zu finden, um diesen beispiellosen demografischen Wandel zu bewältigen.

Der globale Diskurs über Geburtenraten muss sich weiterentwickeln, um die Komplexität und die unterschiedlichen Bedingungen zu berücksichtigen, denen verschiedene Bevölkerungsgruppen gegenüberstehen. Nur durch ein tieferes Verständnis und eine ganzheitliche Herangehensweise kann eine nachhaltige Lösung gefunden werden.

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