Inmitten der verheerenden humanitären Krise in Gaza berichten amerikanische Auftragnehmer, die Hilfsverteilungsstellen bewachen, dass ihre Kollegen scharfe Munition und Blendgranaten einsetzen, während hungrige Palästinenser um Essen kämpfen. Diese alarmierenden Berichte und Videos, die von der Associated Press erhalten wurden, werfen ein dunkles Licht auf die Praktiken der Sicherheitskräfte vor Ort.
Zwei US-Auftragnehmer, die anonym bleiben wollten, um ihre Arbeitgeber nicht zu gefährden, äußerten sich besorgt über das, was sie als gefährliche und verantwortungslose Praktiken ansehen. Sie berichteten von unqualifizierten und unvorgeschulten Sicherheitskräften, die übertrieben bewaffnet waren und anscheinend eine Lizenz hatten, um ungehindert zu handeln. „Es gibt unschuldige Menschen, die verletzt werden. Schlimm. Ohne Not“, sagte einer der Auftragnehmer.

Hintergründe und Kontext
Gaza, das von mehr als 2 Millionen Palästinensern bevölkert wird, befindet sich seit dem 7. Oktober 2023, dem Datum des Angriffs von Hamas auf Israel, in einem katastrophalen humanitären Zustand. Der darauf folgende Krieg, der bereits 21 Monate andauert, hat viele Menschen in die Nähe einer Hungersnot gebracht, wie Lebensmittelsicherheitsexperten warnen.
Vor der Eröffnung der Gaza Humanitarian Foundation (GHF) im Mai 2023 blockierte Israel über zweieinhalb Monate lang alle Lebensmittel, Wasser und Medikamente, die in den Gazastreifen gelangen sollten. Die israelische Regierung behauptete, Hamas würde die humanitäre Hilfe, die in einem bereits bestehenden System unter der Koordination der Vereinten Nationen transportiert wurde, stehlen. Nun wünscht Israel, dass GHF dieses UN-System ersetzt, obwohl die Vereinten Nationen angeben, dass ihre Hilfsoperationen in Gaza keine bewaffneten Wachen einbeziehen.
Die GHF ist eine amerikanische Organisation, die im Februar in Delaware gegründet wurde, um während der anhaltenden humanitären Krise in Gaza humanitäre Hilfe zu leisten. Seit dem Beginn der Operationen der GHF berichten Palästinenser, dass israelische Truppen fast täglich in Richtung der Menschenmengen an den Verteilungsstellen das Feuer eröffnen. Laut dem Gesundheitsministerium Gazas wurden seit Kriegsbeginn mehr als 57.000 Palästinenser getötet, ohne zwischen Zivilisten und Militanten zu unterscheiden.

Investigative Enthüllungen
Die Aussagen der Auftragnehmer, zusammen mit den erhaltenen Videos, internen Berichten und Textnachrichten, bieten einen seltenen Einblick in die Probleme innerhalb der GHF. Videos, die von einem der Auftragnehmer bereitgestellt wurden, zeigen Hunderte von Palästinensern, die sich zwischen Metalltoren drängen, um an Hilfsgütern zu gelangen, begleitet vom Geräusch von Schüssen, Blendgranaten und dem stechenden Schmerz von Pfefferspray.
Ein Auftragnehmer berichtete, dass ihre amerikanischen Kollegen die Menschen, die Essen suchten, überwachen und jeden als „verdächtig“ geltenden dokumentieren. Diese Informationen werden dann mit dem israelischen Militär geteilt, was die Fragen zur Sicherheit und zum Schutz der Zivilbevölkerung aufwirft.
Die Sicherheitspraktiken werden als problematisch angesehen, da sie scheinbar keine Rücksicht auf die Sicherheit der Zivilisten nehmen. In einem Vorfall beschrieb ein Auftragnehmer, dass Schüsse in alle Richtungen abgefeuert wurden – in die Luft, in den Boden und gelegentlich in Richtung der Palästinenser. „Ich dachte, jemand wäre getroffen worden“, erinnerte sich der Auftragnehmer, während er die Gräueltaten schilderte, die er beobachtete.
Die Rückmeldung über die Verwendung von scharfer Munition und Blendgranaten hat auch zu einer veränderten Wahrnehmung der amerikanischen Rolle in dieser humanitären Krise geführt. Ein Sprecher von Safe Reach Solutions, der Logistikfirma, die von GHF beauftragt wurde, behauptete, dass es bisher keine ernsthaften Verletzungen an ihren Standorten gegeben habe. In vereinzelten Vorfällen seien Sicherheitskräfte gezwungen gewesen, Schüsse in den Boden abzugeben, um die Aufmerksamkeit der Menschen zu erlangen. „Das geschah in den frühen Tagen, als Kontrollmaßnahmen erforderlich waren“, sagte der Sprecher und versuchte, die destruktiven Praktiken zu rechtfertigen.

Auswirkungen und Reaktionen
Die humanitäre Lage in Gaza ist inzwischen katastrophal. Menschen sind auf der Suche nach Nahrung und Wasser, während die Sicherheitskräfte scharfe Munition einsetzen. Die Berichte über die brutalen Praktiken werfen nicht nur Fragen über die Sicherheit der Zivilbevölkerung auf, sondern zeigen auch, wie internationale Organisationen in Konfliktherde eingreifen.
Die GHF wurde als Lösung für die humanitäre Krise in Gaza ins Leben gerufen, doch die Berichte über den Einsatz von Gewalt werfen einen Schatten auf ihre Mission. Viele Menschen in der Region sind skeptisch gegenüber der Rolle der USA und Israel in der humanitären Hilfe. Während die GHF behauptet, sie arbeite daran, den Menschen zu helfen, sehen viele Palästinenser die US-amerikanische Intervention als neue Form der Kontrolle.
Die Widersprüche zwischen den offiziellen Erklärungen der GHF und den Berichten der Auftragnehmer verdeutlichen die Notwendigkeit einer umfassenden Untersuchung. Die Tatsache, dass Journalisten keinen Zugang zu den GHF-Standorten haben, verstärkt die Besorgnis über die Geheimhaltung und Intransparenz dieser Operationen.
Zukünftige Entwicklungen
Angesichts der aktuellen Situation und der Berichte über die Praktiken in Gaza wird die internationale Gemeinschaft unter Druck gesetzt, Maßnahmen zu ergreifen. Die humanitäre Krise wird sich weiter verschärfen, wenn nicht sofortige Maßnahmen ergriffen werden. Die Rolle der US-amerikanischen und israelischen Behörden in diesem Kontext wird weiterhin genau beobachtet.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Berichte über die Einsatzpraktiken in Gaza und die Art und Weise, wie humanitäre Hilfe bereitgestellt wird, dringend einer Überprüfung bedürfen. Die Welt muss darauf bestehen, dass humanitäre Hilfe unabhängig, transparent und ohne Gewaltanwendung bereitgestellt wird. Die Zivilbevölkerung in Gaza hat ein Recht auf Sicherheit und Zugang zu lebensnotwendigen Gütern, und die internationalen Standards für humanitäre Hilfe müssen gewahrt bleiben.