Einführung
Die jüngsten Entwicklungen in den USA werfen ein beunruhigendes Licht auf die Praktiken der Einwanderungsbehörden. Laut veröffentlichten Regierungsdokumenten sammeln die US-Behörden DNA-Informationen von Migranten, einschließlich Kindern, und speichern diese in einer nationalen Strafdatenbank. Diese massive Expansion der genetischen Überwachung hat in nur drei Jahren zu einem Anstieg von 5.000% in der DNA-Sammlung geführt, was erhebliche gesellschaftliche und ethische Fragen aufwirft.

Hintergrund der DNA-Sammlung
Die DNA-Datenbank, in die die Informationen eingespeist werden, wird vom FBI verwaltet und trägt den Namen Combined DNA Index System (Codis). Diese Datenbank wird von lokalen, staatlichen und bundesstaatlichen Strafverfolgungsbehörden genutzt, um Verdächtige bei Straftaten zu identifizieren. Besonders alarmierend ist, dass viele der betroffenen Migranten, deren DNA gesammelt wurde, nicht wegen schwerwiegender Verbrechen angeklagt sind. Stattdessen wird ein detailliertes DNA-Profil erstellt, das dauerhaft von den Strafverfolgungsbehörden durchsucht werden kann.

Umfang der DNA-Sammlung
Die Berichterstattung zeigt, dass mehr als 133.000 Migrantenkinder und -jugendliche betroffen sind, darunter Kinder im Alter von nur vier Jahren. Diese Daten wurden von Customs and Border Protection (CBP) gesammelt, der Behörde, die für die Überwachung der Grenzen zuständig ist. Laut einem Bericht der Georgetown University und des Center on Privacy and Technology wird die DNA von fast jedem inhaftierten Migranten gesammelt, unabhängig von der Dauer der Inhaftierung. Seit 2020 wurden über 1,5 Millionen DNA-Profile zu Codis hinzugefügt.

Gesellschaftliche und rechtliche Implikationen
Experten warnen vor den weitreichenden Auswirkungen dieser Überwachung. Emerald Tse, eine der Autoren des Berichts, beschreibt das Programm als „massive Expansion der genetischen Überwachung und ungerechtfertigte Verletzung der Privatsphäre“. Es verstärke schädliche Narrative über Einwanderer und intensiviert bestehende Polizeipraktiken, die oft gezielt auf Einwanderergemeinschaften und ethnische Minderheiten abzielen.
Reaktionen auf die Praktiken
Die Reaktionen auf diese Praktiken sind gemischt. Während die CBP argumentiert, dass diese Maßnahmen notwendig sind, um die Grenzen zu sichern und Kriminalität zu bekämpfen, zeigen Kritiker auf, dass die ergriffenen Maßnahmen unverhältnismäßig und diskriminierend sind. „Das Programm macht uns alle weniger sicher“, erklärte Tse in einer Stellungnahme.
Auswirkungen auf deutsche und europäische Märkte
Die Diskussion über die Sammlung von DNA-Daten hat auch in Europa Relevanz, insbesondere im Hinblick auf die Datenschutzbestimmungen der Europäischen Union. Die Praktiken der US-Behörden könnten als Warnsignal für europäische Länder dienen, die ebenfalls mit Fragen der Überwachung und Privatsphäre konfrontiert sind. In Deutschland beispielsweise könnte eine solche Sammlung von Daten als Verletzung der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) angesehen werden, was zu rechtlichen Auseinandersetzungen führen könnte.
Fazit
Die Sammlung von DNA durch US-Einwanderungsbehörden wirft ernsthafte ethische, rechtliche und gesellschaftliche Fragen auf. Es bleibt abzuwarten, welche Reaktionen und möglicherweise regulatorischen Maßnahmen diese Praktiken in den USA und darüber hinaus nach sich ziehen werden. Während die Sicherheit an den Grenzen wichtig ist, muss auch der Schutz der Privatsphäre und der Rechte der Einzelnen gewahrt bleiben.
Quellen
- [1] U.S. Immigration Authorities Are Adding Children's DNA To a Criminal Database
- [2] The US Is Storing Migrant Children's DNA in a Criminal Database
- [3] US storing DNA from migrant children in criminal database: Report
Über den Autor
Der Autor dieses Artikels ist Lukas Schneider, ein erfahrener Wirtschaftsjournalist mit Schwerpunkt auf internationaler Handelspolitik und Technologiemärkten.