USA setzen Visa für ausländische Studierende wieder in Kraft, verlangen jedoch Zugang zu Social-Media-Konten
Die USA haben beschlossen, den Prozess für die Beantragung von Studentenvisa, der aufgrund der COVID-19-Pandemie ausgesetzt war, wieder aufzunehmen. Doch mit dieser Entscheidung hat das US-Außenministerium eine kontroverse Neuerung eingeführt: Alle Antragsteller müssen nun ihre Social-Media-Konten für eine Überprüfung freigeben. Dies könnte weitreichende Folgen für internationale Studierende haben, die im kommenden Semester in den Vereinigten Staaten studieren möchten.
In einer am Mittwoch veröffentlichten Mitteilung des Außenministeriums wird klargestellt, dass Konsularbeamte bei der Prüfung von Visaanträgen besonders auf Beiträge und Nachrichten achten werden, die als feindlich gegenüber den Vereinigten Staaten oder ihren Werten angesehen werden könnten. Die Politik zielt darauf ab, potenzielle Risiken frühzeitig zu identifizieren, birgt jedoch auch erhebliche Bedenken hinsichtlich der Privatsphäre und der persönlichen Freiheit der Antragsteller.
Die Entscheidung kommt zu einem kritischen Zeitpunkt, da Studierende weltweit, insbesondere aus Ländern wie China, Indien, Mexiko und den Philippinen, ungeduldig auf die Wiedereröffnung der US-Konsulate warten. Viele dieser Studierenden haben ihre Reise- und Unterkunftsarrangements bereits geplant und stehen unter Druck, rechtzeitig Visa zu erhalten, um ihr Studium am gewünschten College oder an der Universität beginnen zu können.

Hintergründe und Kontext
Die Anforderungen des Außenministeriums beinhalten die Freigabe von Social-Media-Profilen, was viele als einen Eingriff in die Privatsphäre betrachten. Diese Maßnahme wurde zeitgleich mit einer Aussetzung neuer Visa-Interviews eingeführt, die unter der vorhergehenden Trump-Administration im letzten Monat erlassen wurde. Die Regierung wollte damit die Überprüfung von Social-Media-Aktivitäten ausweiten, um die nationale Sicherheit zu wahren.
Die neue Politik wurde insbesondere als Teil eines größeren Trends betrachtet, der sich gegen ausländische Studierende richtet. Laut einem Bericht von Associated Press machen ausländische Studierende mehr als 15% der Gesamtzahl der Studierenden an fast 200 US-Universitäten aus. Dieser Anteil ist an vielen privaten Institutionen, einschließlich aller acht Ivy League Schulen, noch höher.
Das Außenministerium hat zudem angekündigt, dass bei der Vergabe von Visa-Anträgen der Fokus auf Studierenden liegen wird, die an Colleges und Universitäten eingeschrieben sind, an denen ausländische Studierende weniger als 15% der Gesamtzahl ausmachen. Dies könnte das Ziel haben, den Zustrom internationaler Studierender an bestimmten Institutionen zu begrenzen, was insbesondere für Universitäten wie Harvard erhebliche Auswirkungen haben könnte, da sie stark auf internationale Studierende angewiesen sind.
Die Maßnahme wird von einigen als Teil einer breiteren politischen Agenda angesehen, die darauf abzielt, die Zuwanderung von Studierenden aus bestimmten Ländern zu kontrollieren. Die Trump-Administration hat in der Vergangenheit wiederholt Bestimmungen erlassen, die darauf abzielen, die Zahl der internationalen Studierenden in den USA zu reduzieren. Auch die NBC News berichtete über die Bemühungen der Regierung, ausländische Studierende von Universitäten zu drängen, die auf internationale Studierende angewiesen sind.

Investigative Enthüllungen
Die Einführung der neuen Social-Media-Anforderungen wirft einige kritische Fragen auf. Kritiker argumentieren, dass diese Überprüfung nicht nur ein potenzieller Verstoß gegen die Privatsphäre ist, sondern auch die Freiheit der Meinungsäußerung beeinträchtigen könnte. Antragsteller, die sich weigern, ihre Konten öffentlich zugänglich zu machen, könnten als verdächtig angesehen werden, was zu einer Ablehnung ihres Visumantrags führen könnte.
Ein bemerkenswerter Aspekt dieser Politik ist, dass sie nicht nur die Sicht auf die Beiträge der Antragsteller betrifft, sondern auch die Art und Weise, wie diese in sozialen Netzwerken interagieren. Äußerungen, die als kritisch gegenüber der US-Regierung oder ihrer Politik interpretiert werden könnten, könnten dazu führen, dass die Visa-Anträge abgelehnt werden. Dies wurde von mehreren HuffPost-Berichten unterstützt, die auf die potenziellen Risiken für Studierende hinweisen, insbesondere für solche aus Ländern mit angespannten Beziehungen zu den USA.
Bisher haben sich viele Studierende, darunter auch einige aus China, bereits öffentlich zu den neuen Anforderungen geäußert. Ein 27-jähriger Ph.D.-Student aus Toronto, der für ein Forschungspraktikum in den USA ein Visum beantragt hat, äußerte: „Ich bin wirklich erleichtert, dass ich einen Termin für mein Interview bekommen habe. Aber die Vorstellung, dass ich meine sozialen Netzwerke öffnen und möglicherweise meine Ansichten teilen muss, ist beunruhigend.“ Solche Ängste sind unter internationalen Studierenden weit verbreitet, die oft fürchten, dass ihre Online-Aktivitäten gegen sie verwendet werden könnten.
Die neuen Richtlinien werfen auch die Frage auf, inwieweit solche Anforderungen rechtlich haltbar sind. Rechtsanwälte und Experten für Einwanderungsrecht argumentieren, dass die Privatsphäre der Antragsteller gewahrt werden muss und dass solche Maßnahmen als diskriminierend angesehen werden könnten. In einem Artikel auf American Immigration Council wird darauf hingewiesen, dass solche Überprüfungen möglicherweise gegen die ersten Änderungen der Verfassung verstoßen, die das Recht auf freie Meinungsäußerung schützen.

Auswirkungen und Reaktionen
Die Reaktionen auf die neuen Anforderungen sind gemischt. Während einige die Maßnahme als notwendig zur Wahrung der nationalen Sicherheit betrachten, sehen andere darin einen Angriff auf die Privatsphäre und die persönliche Freiheit. Die Bedenken von Anwälten und Menschenrechtsgruppen werden durch die Tatsache verstärkt, dass die USA in den letzten Jahren immer strenger geworden sind, was die Einreisebedingungen für ausländische Studierende betrifft.
Die bereits bestehende Unsicherheit, die durch die Pandemie verstärkt wurde, hat viele internationale Studierende in eine prekäre Lage gebracht. Die CNBC berichtete, dass viele Studierende, die auf Visa warten, unter erheblichem Stress leiden, da sie nicht wissen, ob sie rechtzeitig für den Beginn des Semesters in die USA reisen können. Diese Unsicherheit betrifft nicht nur ihre akademische Karriere, sondern auch ihre finanziellen Investitionen in die Ausbildung.
Zusätzlich zu den Bedenken hinsichtlich der Privatsphäre kommt die Befürchtung, dass solche Maßnahmen zu einer weiteren Stigmatisierung ausländischer Studierender führen könnten. Dies könnte das Vertrauen in die US-Bildungseinrichtungen untergraben und die Wahrnehmung der USA als einladendes Land für internationale Studierende gefährden. Einige argumentieren, dass die neuen Richtlinien, anstatt die Sicherheit zu erhöhen, das Gegenteil bewirken könnten, indem sie das Risiko von Diskriminierung und Vorurteilen erhöhen.
Zukünftige Entwicklungen
Die jüngsten Entscheidungen des US-Außenministeriums haben bereits eine Debatte über die zukünftige Behandlung von internationalen Studierenden in den USA ausgelöst. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese neuen Anforderungen auf die Zahl der internationalen Studierenden auswirken werden, insbesondere im Hinblick auf die bevorstehenden Studienjahre.
Eine wichtige Frage bleibt, ob die Biden-Administration diese Politik weiterverfolgen oder Änderungen einführen wird. In Anbetracht der Bedeutung internationaler Studierender für die US-Wirtschaft und die akademische Gemeinschaft könnte eine Rückkehr zu einer einladenderen Politik im Interesse der USA liegen. Bildungsexperten warnen davor, dass eine weitere Verschärfung der Einreisebedingungen das Vertrauen in das amerikanische Bildungswesen untergraben könnte.
In der Zwischenzeit bleibt den internationalen Studierenden nur die Hoffnung, dass sich die Bedingungen verbessern und sie die Möglichkeit haben, ihre akademischen Träume in den USA zu verwirklichen – ohne ihre Privatsphäre zu opfern.