Die Vermögen der weltweit 3.000 Milliardäre sind in den letzten zehn Jahren um beeindruckende 6,5 Billionen Dollar gestiegen, was realen Gewinn von 14,6 % des globalen Outputs entspricht. Diese Erkenntnis stammt aus einem aktuellen Bericht von Oxfam, der alarmierende Zahlen über die Vermögensverteilung und die wachsende Ungleichheit liefert. Besonders die reichsten 1 % der Weltbevölkerung haben in realen Begriffen mindestens 33,9 Billionen Dollar angehäuft, genug, um die weltweite Armut jedes Jahr 22 Mal zu beenden.
Angesichts dieser erschreckenden Statistiken fordern weltweit immer mehr Regierungen eine Steuer auf das Vermögen der Elite. In Großbritannien, wo die Zahl der Milliardäre von 15 im Jahr 1990 auf 165 im Jahr 2024 gestiegen ist, zeigt eine separate Analyse von The Equality Trust, dass das durchschnittliche Vermögen dieser Milliardäre über 1.000 % zugenommen hat. Tatsächlich zahlen diese Reichen laut Oxfam effektive Steuersätze von nahezu 0,3 % ihres Vermögens, was weit unter dem liegt, was durchschnittliche Arbeiter beitragen.

Hintergründe und Kontext
Die Diskussion über die wachsende Ungleichheit ist nicht neu, aber die jüngsten Daten von Oxfam werfen ein neues Licht auf das Ausmaß des Problems. In einem Zeitraum von nur zehn Jahren haben sich die Vermögen der Milliardäre erheblich vergrößert, während gleichzeitig die Lebensbedingungen für viele Menschen stagnieren oder sich sogar verschlechtern. Laut Oxfam wächst das private Vermögen achtmal schneller als das Nettowohlstand der Regierungen zwischen 1995 und 2023.
Die Kluft zwischen Arm und Reich wird in vielen Ländern immer deutlicher. In den USA, wo das Vermögen der Milliardäre während der COVID-19-Pandemie einen erneuten Schub erlebte, fordern immer mehr Menschen ein Umdenken in der Steuerpolitik. Neben dem Aufruf zu einer Vermögensteuer haben Regierungen in Ländern wie Spanien, Brasilien, Deutschland und Südafrika im Rahmen des G20-Gipfels einen Vorschlag für eine Mindeststeuer von 2 % auf die Superreichen unterbreitet.
Ein solches Vorgehen könnte nicht nur zur Verringerung der Ungleichheit beitragen, sondern auch erhebliches zusätzliches Steueraufkommen generieren. Schätzungen zufolge könnte eine solche Steuer bis zu 250 Milliarden Dollar an zusätzlichen Einnahmen bringen, wie eine Studie des führenden französischen Ökonomen Gabriel Zucman zeigt.

Investigative Enthüllungen
Oxfam hat in seinem Bericht nicht nur die nackten Zahlen präsentiert, sondern auch die zugrunde liegenden Mechanismen, die zu dieser extremen Ungleichheit führen. Die Organisation kritisiert, dass die Regierungen nicht ausreichend gegen Steuervermeidung und -hinterziehung vorgehen. Viele Milliardäre nutzen Steueroasen, um ihre Steuerlast erheblich zu minimieren, während die durchschnittlichen Bürger die volle Steuerlast tragen.
Rachel Noble, eine leitende politische Beraterin bei Oxfam, äußerte sich besorgt über die Haltung der britischen Regierung, die, wie sie sagt, „auf dem falschen Weg in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit“ sei. Sie fordert ein Umdenken und die Reinvestition in öffentliche Dienstleistungen durch faire Besteuerung. „Die Regierung muss die Billionen Pfund fair besteuern, die in den Bankkonten der Superreichen liegen, und den Kampf gegen Ungleichheit, geschlechtsspezifische Unterdrückung und die Klimakrise priorisieren“, so Noble.
Außerdem wird darauf hingewiesen, dass die Reichen über die Jahre von der Globalisierung und technologischen Fortschritten profitiert haben, während die unteren Einkommensschichten oft stagnieren oder sogar zurückfallen. Dies führt zu einer wachsenden Unzufriedenheit in der Bevölkerung, die sich in politischen Bewegungen und Protesten niederschlägt.

Auswirkungen und Reaktionen
Die Reaktionen auf den Oxfam-Bericht sind vielfältig. Befürworter eines Umdenkens in der Steuerpolitik sehen sich in ihrer Meinung bestärkt. Umfragen zeigen, dass eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung, nämlich 86 %, dafür ist, öffentliche Dienstleistungen durch das Schließen von Steuerschlupflöchern zu finanzieren, die es wohlhabenden Individuen und großen Unternehmen ermöglichen, Steuermangel zu betreiben. Diese Stimmung könnte politischen Entscheidungsträgern einen klaren Auftrag geben, aktiv gegen die Auswüchse der Ungleichheit vorzugehen.
Gleichzeitig gibt es jedoch auch Gegenstimmen. Kritiker argumentieren, dass solche Steuern schädlich für das Wirtschaftswachstum sein könnten und dass sie letztlich die Innovationskraft der Staaten beeinträchtigen. Diese Stimmen kommen häufig aus den Reihen der Unternehmer und Milliardäre selbst, die befürchten, dass höhere Steuern ihre Investitionen und damit das Wirtschaftswachstum bremsen könnten.
Zukünftige Entwicklungen
Die politischen Entscheidungsträger stehen vor der Herausforderung, ein Gleichgewicht zwischen der Förderung von Wohlstand und der Bekämpfung von Ungleichheit zu finden. Während einige Länder bereits erste Schritte in Richtung einer faireren Besteuerung unternehmen, bleibt abzuwarten, ob diese Bewegung global an Bedeutung gewinnen kann. Der Oxfam-Bericht könnte als Katalysator für eine breitere Diskussion über Vermögensbesteuerung und soziale Gerechtigkeit dienen.
Ein gemeinsames Vorgehen zwischen den Ländern könnte entscheidend sein, um die Steuervermeidung durch Milliardäre zu bekämpfen. Die Idee einer globalen Mindeststeuer könnte dabei als möglicher Schritt in die richtige Richtung betrachtet werden. Die Zeit wird zeigen, ob die Regierungen bereit sind, den Druck der Öffentlichkeit zu akzeptieren und Maßnahmen zu ergreifen, die nicht nur den Reichen, sondern der gesamten Gesellschaft zugutekommen.