Verschwendete Kleidung britischer Marken in geschützten Feuchtgebieten Ghanas entsorgt
Eine schockierende Untersuchung hat ergeben, dass Kleidung britischer Marken in geschützten Feuchtgebieten Ghanas illegal entsorgt wird. Berichte zeigen, dass Bekleidungsstücke von Einzelhändlern wie Next, George und Marks & Spencer in einer riesigen Müllhalde in einem international anerkannten Feuchtgebiet abgeladen wurden. Diese Gebiete sind nicht nur für die lokale Tierwelt wichtig, sondern auch Lebensraum seltener Arten wie der Grünen Meeresschildkröte.
Die Untersuchungen von Unearthed, in Zusammenarbeit mit Greenpeace Africa, deckten eine alarmierende Praxis auf: Die Textilindustrie exportiert massenhaft Textilabfälle nach Ghana, wo sie die Umwelt und die Lebensgrundlagen der einheimischen Bevölkerung bedrohen. Die Entdeckung dieser Abfälle in geschützten Gebieten wirft ernste Fragen zur Verantwortung der Modeindustrie auf und zeigt die Versäumnisse der Regulierung dieser Praktiken.

Hintergründe und Kontext
Jedes Jahr entsorgt Großbritannien rund 1,5 Millionen Tonnen gebrauchter Textilien. Während viele Verbraucher glauben, ihre alten Kleidungsstücke würden recycelt oder wiederverwendet, zeigt sich, dass etwa 730.000 Tonnen jährlich verbrannt oder auf Deponien landen. Von den 650.000 Tonnen, die zu Wiederverwendung und Recycling bestimmt sind, werden über 420.000 Tonnen - mehr als zwei Drittel - ins Ausland exportiert, wobei Ghana das Hauptziel ist.
Die Ramsar-Konvention zum Schutz von Feuchtgebieten bezeichnet die Densu-Delta-Region in Ghana als einen Ort von internationaler Bedeutung. Hier laichen gefährdete Arten wie die Leder- und Grünschildkröte. Dennoch wird die Region von illegaler Müllentsorgung belastet, was nicht nur die Tierwelt gefährdet, sondern auch das Leben der Menschen, die von diesen Gewässern abhängig sind.
Lokale Fischer berichten von den verheerenden Auswirkungen des Textilmülls. Ihre Netze verfangen sich in den synthetischen Fasern, die aus Europa nach Ghana exportiert werden. Studien belegen, dass die Verschmutzung der Gewässer durch Textilabfälle in vielen Regionen der Welt zunimmt, was nicht nur die Umwelt, sondern auch die Gesundheit der Menschen beeinträchtigt.

Investigative Enthüllungen
Die Journalisten von Unearthed haben mehrere Deponien in der Umgebung des Densu gefunden, darunter Dokumentationen, die Bekleidungsstücke von M&S, Zara, H&M und Primark zeigen. Diese Funde stellen nicht nur die Verpflichtungen der Marken in Frage, sondern auch ihre Programme zur Rücknahme von Textilien, die als Lösung für das wachsende Abfallproblem beworben werden.
Die Modeindustrie hat zwar einige Initiativen zur Reduzierung von Abfällen gestartet, jedoch bleibt die Realität, dass in Ghana neue Deponien in ökologisch sensiblen Gebieten entstehen. Die örtlichen Behörden haben Schwierigkeiten, mit dem steigenden Abfallvolumen Schritt zu halten. Solomon Noi, der Leiter der Abfallwirtschaft in Accra, schätzt, dass täglich etwa 100 Tonnen von gebrauchten Kleidungsstücken als Abfall vom Markt abgehen, während die Stadt lediglich 30 Tonnen einsammeln und verarbeiten kann.
Die Überreste der britischen Modeindustrie sind überall in der Stadt zu finden. An Stränden, in Kanälen und selbst in Naturschutzgebieten, wo die Abfälle die lokale Flora und Fauna bedrohen. Ein örtlicher Resortmanager berichtete, dass er wöchentliche Müllverbrennungen vornimmt, um die Ansammlung von Textilmüll zu bewältigen. Dieses Bild ist nicht nur besorgniserregend, sondern wirft auch Fragen zur Verantwortung der Hersteller auf, die oft in einer Überflussgesellschaft operieren, während die Folgen ihrer Praktiken den Entwicklungsländern überlassen werden.

Auswirkungen und Reaktionen
Die Auswirkungen dieser Praktiken auf die Gemeinschaften in Ghana sind erheblich. Die Menschen sind gezwungen, sich mit den Konsequenzen der globalen Modeindustrie auseinanderzusetzen, während sie weiterhin um ihre Lebensgrundlagen kämpfen. Markthändler wie Mercy Asantewa berichten, dass die Qualität der importierten gebrauchten Kleidung abgenommen hat. „Die Kleidung, die wir heute bekommen, ist nicht mehr das, was sie einmal war. Viele Stücke sind von schlechter Qualität und nicht mehr verkaufsfähig“, sagte sie. Dies hat zu einer Abwärtsspirale für die Händler geführt, die auf den Verkauf von Second-Hand-Kleidung angewiesen sind.
Die Reaktionen auf die Untersuchung waren gemischt. Während einige Marken wie M&S und Primark auf die Forderung nach Verantwortung reagierten und ihre Rücknahmesysteme verteidigten, forderten Aktivisten und lokale Händler stärkere Maßnahmen. Sie argumentieren, dass die Unternehmen ihre Verpflichtungen ernst nehmen und den Druck erhöhen sollten, um die Abfallproduktion tatsächlich zu reduzieren.
Die Debatte um die Verantwortung der Modeindustrie hat neue Impulse erhalten, insbesondere mit dem Vorstoß ghanesischer Händler, in Brüssel EPR-Gesetzgebung zu fordern. Dies würde die Unternehmen zur Verantwortung ziehen und sicherstellen, dass sie für die Auswirkungen ihrer Produkte auf die Umwelt während ihres gesamten Lebenszyklus verantwortlich sind. Die britische Textile Recyclers Association hat ähnliche Forderungen an die Regierung gerichtet.
Zukünftige Entwicklungen
Die Herausforderungen, die mit der Entsorgung von Textilabfällen verbunden sind, werden in den kommenden Jahren voraussichtlich zunehmen, insbesondere wenn die Modeindustrie weiterhin auf Massenproduktion und Konsum setzt. Dokumente
Um der Krise entgegenzuwirken, sind umfassende Lösungen notwendig, die sowohl gesetzgeberische Maßnahmen als auch innovative Ansätze zur Abfallbewirtschaftung umfassen. Die Zukunft der Modeindustrie könnte in einer Kreislaufwirtschaft liegen, in der Produkte so entworfen werden, dass sie wiederverwendet oder recycelt werden können. Dies erfordert jedoch einen grundlegenden Wandel in der Denkweise der Verbraucher und Hersteller.
Die Entwicklungen in Ghana könnten als Wegweiser für andere Länder dienen, die unter ähnlichen Problemen leiden. Wenn die internationale Gemeinschaft, Regierungen und die Modeindustrie zusammenarbeiten, könnten sie einen nachhaltigen Weg finden, um den wachsenden Berg von Textilmüll zu bewältigen und die verletzlichsten Gemeinschaften der Welt zu schützen.