Von 911 zu 988: Wie Missouris Investition in ein Netzwerk für psychische Krisen die psychiatrische Versorgung verbessert
Missouri steht vor einer wachsenden mentalen und verhaltensbezogenen Gesundheitskrise, die jeden Winkel des Bundesstaates betrifft. Im Jahr 2024 belegte Missouri den 38. Platz im nationalen Vergleich hinsichtlich der Prävalenz von psychischen Erkrankungen und dem Zugang zu Behandlungen. Um dieser Herausforderung zu begegnen, hat der Bundesstaat multimillionenschwere Investitionen getätigt, um die Reaktionen auf Krisensituationen zu verbessern, in denen sich Missourianer befinden.
Die traditionelle Antwort in solchen Fällen bestand darin, die Notrufnummer 911 zu wählen oder in die Notaufnahme zu gehen. Diese Praxis führte jedoch oft zu unnötigen Belastungen für die Notfalldienste und die betroffenen Personen. Mit der Einführung eines landesweiten Netzwerks, das mit der nationalen Krisenhotline 988 gekoppelt ist, können nun Teams von Sozialarbeitern oder anderen Fachleuten gerufen werden, die hilfsbedürftige Personen in Krisensituationen unterstützen – und das kostenlos.
„Nicht jede Situation erfordert eine Reaktion auf Stufe 10“, erklärt Jamie Manning, Vizepräsidentin für Zugang und Notfalldienste bei Compass Health Network. „Mit dem kostenlosen, zugänglichen Service müssen Sie nicht bis zum äußersten Punkt warten, um Hilfe zu suchen. Wir können helfen, bevor es so schlimm wird.“ Die Umsetzung dieses Programms könnte eine entscheidende Wende in der psychiatrischen Versorgung in Missouri darstellen.

Hintergründe und Kontext
In den letzten Jahren hat Missouri verstärkt Anstrengungen unternommen, um die Herausforderungen im Bereich der psychischen Gesundheit zu bewältigen. Der Bundesstaat hat erkannt, dass die Corona-Pandemie die psychische Gesundheit vieler Menschen weiter belastet hat, und hat daher einen Fokus auf präventive und unterstützende Maßnahmen gelegt. Die Notwendigkeit, ein System zu schaffen, das frühzeitig eingreifen kann, wurde immer dringender.
Die Zahl der Menschen, die eine psychische Erkrankung erleiden, ist alarmierend gestiegen. Laut aktuellen Berichten sind etwa 20% der Erwachsenen in den USA von mindestens einer psychischen Störung betroffen. In Missouri ist die Situation nicht anders, und der Staat hat sich entschlossen, diese Krise anzugehen, indem er in das Krisenmanagement investiert.
Die Einführung von 988 als landesweite Krisenhotline war ein entscheidender Schritt in diese Richtung. Mit dieser neuen Nummer können Menschen, die sich in einer psychischen Krise befinden, direkt Hilfe anfordern und benötigen nicht mehr den Umweg über den Notruf. Dies ermöglicht eine schnellere Reaktion und zielgerichtetere Unterstützung. Die Hotline ist noch relativ neu, im Jahr 2024 beantwortete sie fast 85.000 Anrufe, was die Notwendigkeit und den Nutzen solcher Dienste belegt.
Ein weiterer wesentlicher Faktor sind die Investitionen des Staates in die Schaffung eines mobilen Krisenreaktionsnetzwerks. Missouri hat 20 Verhaltensgesundheitszentren im ganzen Bundesstaat eingerichtet, die mobile Krisenteams bereitstellen. Diese Teams bestehen aus fachlich geschulten Fachkräften, die nicht nur bei akuten Krisen helfen, sondern auch langfristige Lösungen für die Betroffenen anstreben.

Investigative Enthüllungen
Die Finanzierung des mobilen Krisenreaktionsnetzwerks ist eine der wichtigsten Änderungen in der Mental-Health-Politik von Missouri. Für die Haushaltsjahre 2025 und 2026 wurden rund 15 Millionen Dollar jährlich bereitgestellt, um die beteiligten Anbieter zu unterstützen. Dieses Geld fließt direkt in die Anstellung von Fachpersonal und die Schaffung separater mobiler Teams, die speziell für die Reaktion auf Krisen in der Gemeinschaft zuständig sind. Dies stellt eine erhebliche Verbesserung gegenüber der früheren Praxis dar, bei der viele Fachkräfte zusätzliche Aufgaben außerhalb ihrer regulären Arbeitszeiten übernehmen mussten.
„Es gab viele Jahre lang keine anderen Optionen“, äußert sich Manning. „Glücklicherweise haben wir jetzt neue Ressourcen, die es uns ermöglichen, anders zu denken und mit den Betroffenen umzugehen.“ Die mobile Krisenreaktion könnte die Art und Weise revolutionieren, wie Missouri und andere Staaten auf psychische Krisen reagieren. Die Teams kommen direkt zu den Betroffenen nach Hause oder treffen sich an einem neutralen Ort, um die Situation zu deeskalieren und notwendige Unterstützung anzubieten.
Die Daten zeigen bereits Wirkung: Im Jahr 2024 führte die Hotline in Missouri zu rund 3.000 Einsätzen von mobilen Krisenteams, was über 2,7% der Kontakte ausmachte. Im Jahr 2025 stieg dieser Anteil auf etwa 3,08%. Diese Zahlen belegen, dass das System funktioniert und dass immer mehr Menschen die angebotene Hilfe in Anspruch nehmen.
Ein zentraler Aspekt des Programms ist die Nachbetreuung. Nach der Deeskalation eines Vorfalls bieten die Anbieter den Patienten die Möglichkeit, in den folgenden Tagen erneut Kontakt aufzunehmen. Dies ist entscheidend, um sicherzustellen, dass die Betroffenen nicht nur kurzfristig Hilfe erhalten, sondern auch die notwendige Unterstützung und Behandlung für die Zukunft. „Wir müssen sicherstellen, dass sie die geeignete Versorgung erhalten, die ihren Bedürfnissen entspricht“, sagt KC Rafferty, Direktor für Gemeinschaftsengagement beim Missouri Behavioral Health Council.

Auswirkungen und Reaktionen
Die Reaktionen auf die Einführung von 988 und das mobile Krisenreaktionsnetzwerk sind überwiegend positiv. Angehörige der Gesundheitsberufe, die mit psychisch kranken Patienten arbeiten, zeigen sich optimistisch über die Veränderungen. Die psychische Gesundheit wird zunehmend als genauso wichtig erachtet wie die physische Gesundheit, und dies spiegelt sich in der Unterstützung wider, die das neue System erhält.
„Die Menschen fühlen sich sicherer, wenn sie wissen, dass sie Hilfe erhalten können, ohne dass die Polizei involviert werden muss“, erklärt Manning. „Dies ist besonders wichtig für Menschen in ländlichen Gebieten, die oft isoliert sind und keinen Zugang zu psychiatrischer Versorgung haben.“ Durch die mobile Krisenreaktion wird nicht nur die unmittelbare Krise angegangen, sondern auch die zugrunde liegenden Probleme, die dazu führen können, dass Menschen in Krisen geraten.
Die Investitionen in die psychische Gesundheit sind auch eine wirtschaftliche Entscheidung. Studien zeigen, dass der Zugang zu psychischen Gesundheitsdiensten langfristig zu geringeren Gesundheitskosten führen kann. Wenn Menschen in Krisensituationen rechtzeitig Hilfe erhalten, verringert sich die Wahrscheinlichkeit, dass sie in teure Notaufnahmen oder Krankenhauseinweisungen müssen. Daher sind die Investitionen des Staates nicht nur eine moralische Verpflichtung, sondern auch eine wirtschaftlich sinnvolle Maßnahme.
Zukünftige Entwicklungen
Die Fortschritte, die Missouri im Bereich der psychischen Gesundheit gemacht hat, sind ermutigend, doch es bleibt noch viel zu tun. Die Herausforderung besteht darin, die Finanzierung aufrechtzuerhalten und sicherzustellen, dass die Mobilen Krisenteams auch in Zukunft effektiv arbeiten können. Experten warnen vor den Herausforderungen, die durch mögliche Kürzungen der Staatsausgaben entstehen können.
Die Implementierung eines umfassenden Systems für psychische Gesundheit erfordert auch ein Umdenken in der Gesellschaft. Es ist wichtig, Stigmatisierung abzubauen und den Dialog über psychische Gesundheit zu fördern. Nur so kann sichergestellt werden, dass Betroffene die Hilfe suchen, die sie benötigen, und dass die Systeme effektiv arbeiten können. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Entwicklungen in Missouri weiter gestalten werden und ob das Modell auch in anderen Bundesstaaten Nachahmer finden wird.
Die Investitionen in die psychische Gesundheit sind ein Schritt in die richtige Richtung, doch der Weg zu einer umfassenden Verbesserung der psychiatrischen Versorgung ist noch lang. Missouri hat mit der Einführung von 988 und dem mobilen Krisenreaktionsnetzwerk einen wichtigen Schritt gemacht, der hoffentlich zu einer nachhaltigeren Veränderung in der Wahrnehmung und Behandlung psychischer Erkrankungen führen wird.