Während Syriens Präsident Menschenrechte predigt, belegen neue Beweise Misshandlungen, die angeblich unter einem seiner wichtigsten Kommandeure verübt wurden.

Nachdem Syriens langjähriger Diktator im vergangenen Jahr gestürzt wurde, hat der neue Interimspräsident Ahmad al-Sharaa versprochen, sich für die Menschenrechte einzusetzen. Diese Zusagen stehen jedoch im Schatten seiner Entscheidung, die Kontrolle...

Während Syriens Präsident Menschenrechte predigt, belegen neue Beweise Misshandlungen, die angeblich unter einem seiner wichtigsten Kommandeure verübt wurden.

Nachdem Syriens langjähriger Diktator im vergangenen Jahr gestürzt wurde, hat der neue Interimspräsident Ahmad al-Sharaa versprochen, sich für die Menschenrechte einzusetzen. Diese Zusagen stehen jedoch im Schatten seiner Entscheidung, die Kontrolle über eine entscheidende Militärdivision an einen Kommandeur zu übertragen, dessen Miliz von den USA wegen Entführung, Folter und sexueller Misshandlung von Frauen aus der kurdischen Minderheit sanktioniert wurde.

Eine Untersuchung von CNN, die auf Interviews mit Zeugen sowie auf exklusive Videos und Bilder aus den geheimen Gefängnissen der Miliz zurückgreift, gibt erschreckende Einblicke in das Ausmaß der Misshandlungen, die angeblich unter dem Kommando von Sayf Boulad Abu Bakr begangen wurden. Dieser wurde kürzlich zum Leiter einer Militäreinheit in der bevölkerungsreichsten Provinz Syriens ernannt.

Boulad ist einer von mehreren Kommandeuren, die, zusammen mit ihren Milizen, von den USA und den Vereinten Nationen wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen angeklagt wurden und nun einflussreiche Rollen in der neuen syrischen Armee einnehmen. Die Berichte über die Gräueltaten unter seiner Aufsicht werfen ernsthafte Fragen zur Integrität der neuen Regierung und zu ihrem Engagement für die Menschenrechte auf.

Ahmad al-Sharaa meeting Syrian commanders high quality
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Hintergründe und Kontext

Syrien, ein Land im Nahen Osten, hat seit 2011 unter einem verheerenden Bürgerkrieg gelitten. Dieser Krieg entstand nach dem Arabischen Frühling, als Bürger gegen die autokratische Herrschaft von Bashar al-Assad protestierten. Laut Wikipedia ist Syrien das zwölftwasserärmste Land der Welt. Die komplexe ethnische und religiöse Zusammensetzung des Landes hat den Konflikt zusätzlich angeheizt, da verschiedene Gruppen um Macht und Ressourcen kämpfen.

Nach dem Sturz von Assad haben sich die Machtverhältnisse in Syrien verändert. Ahmad al-Sharaa, der interimistische Präsident, hat sich bemüht, das Regime neu zu strukturieren und internationale Beziehungen, insbesondere zu Europa und den USA, zu verbessern. Diese Bemühungen scheinen jedoch durch die Ernennung von Kommandeuren wie Boulad untergraben zu werden, die für ihre gewalttätigen Aktionen bekannt sind.

Während die Bevölkerung unter den Folgen des langfristigen Konflikts leidet, zeigt die Ernennung von Boulad und anderen Kommandeuren, dass alte Strukturen und Verhaltensweisen weiterhin bestehen bleiben. Es wird oft argumentiert, dass eine vollständige Beseitigung von Menschenrechtsverletzungen und eine echte Reform des Militärs nur durch eine gründliche Entmilitarisierung und die Schaffung eines transparenten Justizsystems möglich wäre.

stock photo human rights concept
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Investigative Enthüllungen

Die CNN-Untersuchung hat mehrere Berichte über die Gräueltaten von Boulads Hamza-Division ans Licht gebracht. Berichten zufolge sind diese Truppen für die Entführung, Folter und sogar Tötung von Zivilisten verantwortlich, insbesondere aus der Alawiten-Gemeinschaft, die historisch mit dem Assad-Regime verbunden ist. Diese Gewalt wurde als Vergeltungsmaßnahme nach einem Hinterhalt von Regimeanhängern in der Küstenstadt Latakia beschrieben, der zu blutigen Repressalien führte.

Die Britannica berichtet, dass Hunderte von Zivilisten, insbesondere aus der Alawiten-Gemeinschaft, in diesen Gewalttaten getötet wurden. Das internationale Umfeld hat sich jedoch nicht in ausreichendem Maße gegen diese Gräueltaten ausgesprochen. Stattdessen haben sich einige westliche Länder bereit erklärt, die Sanktionen gegen Syrien zu lockern, was die Befürchtung nährt, dass dies die aggressiven Taktiken der Militärführerschaft weiter befeuern könnte.

Die Berichte über Misshandlungen sind nicht neu; arabische und internationale Menschenrechtsorganisationen haben immer wieder darauf hingewiesen, dass militärische Fraktionen im Norden Syriens, insbesondere die unter dem Dach der Syrischen Nationalarmee (SNA), weiterhin kurdische Zivilisten willkürlich festnehmen und foltern. Experten warnen vor einem menschlichen Desaster, sollten diese Praktiken andauern.

Während Syriens Präsident Menschenrechte predigt, belegen neue Beweise Misshandlungen, die angeblich...
Während Syriens Präsident Menschenrechte predigt, belegen neue Beweise Misshandlungen, die angeblich...

Auswirkungen und Reaktionen

Die Enthüllungen über die Misshandlungen haben nicht nur in Syrien, sondern auch international Wellen geschlagen. Lonjin Abdo, eine 29-jährige syrische Aktivistin und Flüchtling, äußerte sich kritisch über die Ernennungen unter al-Sharaa und erklärte: „Das ist eine Beleidigung für unser Leiden. Es bedeutet, dass mein Leiden und das derer, die mit mir gelitten haben, ignoriert werden.“ Dies zeigt eindrücklich den tiefen emotionalen und psychologischen Einfluss, den solche Entscheidungen auf die Überlebenden und die Zivilgesellschaft haben.

Die Reaktionen auf die Berichte waren gemischt. Während einige westliche Länder, darunter die EU, Sanktionen gegen Boulad verhängt haben, gibt es auch Stimmen, die fordern, den Fokus auf die humanitäre Hilfe und den Wiederaufbau des Landes zu legen. Kritiker argumentieren, dass die internationale Gemeinschaft nicht einfach wegschauen kann, während massiven Menschenrechtsverletzungen begangen werden. Dies könnte das Vertrauen in die neuen politischen Strukturen in Syrien weiter untergraben.

Die von den USA unter Präsident Donald Trump beschlossene Lockerung der Sanktionen hat viele in Syrien beunruhigt. Die öffentliche Meinung ist gespalten: Einige sahen darin eine Chance auf ein besseres Leben, während andere befürchten, dass dies ein Zeichen für die internationale Billigung von Gewalt und Unterdrückung ist.

Zukünftige Entwicklungen

Die anhaltenden Berichte über Menschenrechtsverletzungen werfen ernsthafte Fragen zur Zukunft Syriens auf. Experten warnen, dass die internationale Gemeinschaft, insbesondere die westlichen Länder, klare und konsequente Maßnahmen ergreifen muss, um sicherzustellen, dass die neuen Führer zur Rechenschaft gezogen werden. Andernfalls könnte die Situation in Syrien weiter eskalieren und die Menschenrechte weiterhin mit Füßen getreten werden.

Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu beobachten, wie sich die Regierung unter al-Sharaa weiter entwickelt und ob sie tatsächlich bereit ist, die Versprechen auf Menschenrechte und Reformen einzuhalten. Es bleibt abzuwarten, ob die internationale Gemeinschaft bereit ist, den Druck aufrechtzuerhalten, um zu verhindern, dass sich die schrecklichen Praktiken des vergangenen Regimes wiederholen.

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