Die paramilitärische Gruppe Wagner aus Russland hat in Mali systematisch Zivilisten entführt, inhaftiert und gefoltert. Dies ergab eine umfassende Untersuchung, die am Donnerstag von einem Zusammenschluss von Journalisten veröffentlicht wurde. Die Berichte dokumentieren grausame Methoden, die in ehemaligen UN-Stützpunkten sowie in militärischen Lagern, die mit der malischen Armee geteilt werden, angewandt wurden. Die Opfer berichteten von Waterboarding, Schlägen mit elektrischen Kabeln und Quälereien mit Zigaretten. Diese Praktiken sind nicht nur ein Verstoß gegen die Menschenrechte, sondern spiegeln auch die Taktiken wider, die Wagner bereits in Konflikten wie in der Ukraine und Russland verwendet hat.
Die Untersuchung, die von France 24, RFI und anderen Medienpartnern durchgeführt wurde, identifizierte mindestens sechs Standorte, an denen Zivilisten zwischen 2022 und 2024 illegal festgehalten und gefoltert wurden. Die tatsächliche Zahl der Opfer könnte jedoch weitaus höher sein, so die Journalisten.

Hintergründe und Kontext
Der Aufstieg der Wagner-Gruppe in Mali ist eng verbunden mit der politischen Situation im Land. Nach den Militärputschs von 2020 und 2021 hat die malische Junta die Beziehungen zu Frankreich, dem ehemaligen Kolonialherrn, abgebrochen und sich verstärkt auf Russland als neuen Partner verlassen. Obwohl die Junta nie offiziell zugeben wollte, dass Wagner in Mali tätig ist, behauptet sie, mit russischen "Ausbildern" zu arbeiten. Menschenrechtsorganisationen und westliche Regierungen hingegen sind sich einig, dass Wagner-Kämpfer aktiv im Konflikt engagiert sind.
Diese Wendung in der malischen Außenpolitik geschah in einem Kontext, in dem das Land mit einem gewaltsamen Aufstand von jihadistischen Gruppen konfrontiert ist. Die Junta versprach, die Sicherheit zu erhöhen und die Kontrolle über die instabilen Regionen des Landes zurückzugewinnen. Doch die Berichte über Menschenrechtsverletzungen werfen einen Schatten auf diese Versprechungen und zeigen, dass die Zusammenarbeit mit Wagner nicht nur Risiken birgt, sondern auch zu einer humanitären Krise führt.
Die Berichte über Folter und Misshandlungen in Mali sind besonders alarmierend, wenn man bedenkt, dass die malische Regierung bereits im Jahr 2022 in der Stadt Moura beschuldigt wurde, bei einer Anti-Terror-Operation mindestens 500 Menschen exekutiert zu haben. Diese Vorwürfe wurden von einer UN-Untersuchung erhoben, die die Junta jedoch vehement zurückweist. Dennoch gibt es eine wachsende Besorgnis über die Rolle, die Wagner in diesen Vorgängen spielt.
In einer besorgniserregenden Entwicklung gab ein Telegram-Kanal, der mit Wagner verbunden ist, letzte Woche bekannt, dass die Gruppe sich aus Mali zurückziehen werde. Diplomatische und sicherheitspolitische Quellen berichten, dass die Kämpfer in das Africa Corps, eine paramilitärische Gruppe, die mit dem Kreml verbunden ist, eingegliedert werden sollen. Dies könnte darauf hindeuten, dass die Wagner-Gruppe ihre Operationen in Afrika neu ausrichten möchte, während sie gleichzeitig ihre Gräueltaten bei den betroffenen Zivilisten hinterlässt.

Investigative Enthüllungen
Die investigative Arbeit, die von The Moscow Times und anderen Medien unterstützt wurde, fördert erschreckende Details über die Folterpraktiken zutage. Die Berichte zeigen, dass die Zivilisten, die in den ehemaligen UN-Stützpunkten gefoltert wurden, häufig willkürlich aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit oder ihrer vermeintlichen Opposition zur Junta festgenommen wurden. Die überwiegende Mehrheit der Opfer stammt aus der Fulani-Ethnie, die in Mali häufig Ziel von Diskriminierung und Gewalt ist.
Einige der Überlebenden berichteten, dass sie in dunklen, überfüllten Räumen gefangen gehalten wurden, wo sie über Wochen hinweg systematisch gefoltert wurden. Die Methoden, die angewendet wurden, waren brutal und umfassten physische und psychische Folter. Die Journalisten, die die Opfer in Flüchtlingslagern in dem benachbarten Mauretanien interviewten, dokumentierten detailliert die traumatischen Erfahrungen, die sie durchlebt haben. Eine Überlebende schilderte, wie sie während ihrer Inhaftierung wiederholt geschlagen und mit Wasser gefüllt wurde, bis sie das Gefühl hatte, zu ertrinken.
Diese Berichte geben nicht nur einen Einblick in die Gräueltaten der Wagner-Gruppe, sondern werfen auch Fragen zur Komplizenschaft der malischen Armee auf. Berichte über die Zusammenarbeit zwischen malischen Truppen und Wagner-Kämpfern während solcher Operationen sind weit verbreitet und werfen ein Licht auf die schockierenden Menschenrechtsverletzungen, die im Namen der "Sicherheitsmission" begangen werden. Ein Opfer sagte: "Die Soldaten der malischen Armee waren immer dabei. Sie haben uns nicht gerettet, sie haben uns ausgeliefert."
Die Untersuchung identifizierte, dass die Folterpraktiken in Mali eine alarmierende Parallelität zu den Berichten über die Wagner-Gruppe in anderen Konfliktgebieten aufweisen, einschließlich der Berichte über die Folter von Gefangenen in der Ukraine. Diese Kontinuität lässt darauf schließen, dass die Taktiken und Strategien, die von Wagner in verschiedenen Ländern angewendet werden, Teil eines umfassenden Musters von Menschenrechtsverletzungen sind, das nicht ignoriert werden kann.

Auswirkungen und Reaktionen
Die Berichte über Folter und Menschenrechtsverletzungen in Mali haben sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene für Aufregung gesorgt. Menschenrechtsorganisationen fordern ein sofortiges Handeln, während die internationale Gemeinschaft besorgt über die Rolle der Wagner-Gruppe als Akteur in einem fragilen Staat ist. Die UN hat bereits auf die Vorwürfe reagiert und angekündigt, sie genauer untersuchen zu wollen.
Die Reaktion der malischen Junta war jedoch verhalten. Bislang hat sie die Vorwürfe zurückgewiesen und die Zusammenarbeit mit Wagner als notwendig für die nationale Sicherheit dargestellt. In einer kürzlichen Erklärung betonte die Junta, dass sie den Schutz ihrer Bürger als oberste Priorität ansieht und alle Maßnahmen ergreift, um die Sicherheit im Land zu gewährleisten. Kritiker fragen sich jedoch, wie eine solche Sicherheit erreicht werden kann, wenn die Methoden, die zur Sicherstellung dieser Sicherheit eingesetzt werden, selbst schwere Menschenrechtsverletzungen darstellen.
Die betroffenen Zivilisten und ihre Familien stehen vor enormen Herausforderungen. Viele von ihnen haben ihre Heimat verloren und leben jetzt als Flüchtlinge in Nachbarländern, wo sie oft in beengten und unsicheren Bedingungen leben. Die psychologischen Auswirkungen der erlebten Folter und der Verlust von Angehörigen sind unermesslich und stellen eine humanitäre Krise dar, die nicht ignoriert werden kann.
Zukünftige Entwicklungen
Die kommenden Monate könnten entscheidend für die Entwicklung der Situation in Mali sein, insbesondere im Hinblick auf die Zukunft der Wagner-Gruppe in der Region. Die Möglichkeit eines Rückzugs von Wagner könnte sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich bringen. Während einige hoffen, dass dies den Raum für eine Rückkehr internationaler Organisationen und eine Wiedereingliederung in die internationale Gemeinschaft eröffnet, befürchten andere, dass eine Machtvakuum entstehen könnte, das von anderen gewalttätigen Gruppen ausgefüllt werden könnte.
Die internationale Gemeinschaft steht vor der Herausforderung, sowohl die Menschenrechtslage als auch die geopolitischen Entwicklungen in Mali zu beobachten und darauf zu reagieren. Die Berichte über Folter und andere Menschenrechtsverletzungen müssen ernst genommen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Ein nachhaltiger Frieden in Mali wird nur dann möglich sein, wenn die Menschenrechte geachtet und die Repressionen gegen die Zivilbevölkerung beendet werden.
In Anbetracht der komplexen Dynamik zwischen der malischen Junta, der Wagner-Gruppe und dem internationalen Kontext wird es entscheidend sein, wie die kommenden Wochen und Monate verlaufen. Die Stimmen der Zivilisten, die unter den Gräueltaten gelitten haben, müssen gehört werden, um sicherzustellen, dass solche Verbrechen nicht ungestraft bleiben und die Menschenrechte in Mali respektiert werden.