Die Bienenzucht in den USA steht vor einer beispiellosen Krise. Zwischen Juni 2024 und Januar 2025 starben laut einer umfassenden Umfrage alarmierende 62% der kommerziellen Honigbienenvölker in den Vereinigten Staaten. Dies stellt den größten Verlust in der Geschichte dar, gefolgt von einem ebenfalls verheerenden 55%-Verlust im Winter zuvor. Die zuständigen Wissenschaftler des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) haben nun den Hauptverursacher dieser massiven Sterblichkeit identifiziert, jedoch nicht ohne erhebliche Hürden, die durch Kürzungen und Entlassungen während der Amtszeit von Präsident Donald Trump entstanden sind.
Ein kürzlich veröffentlichtes Preprint auf dem bioRxiv-Server zeigt auf, dass nahezu alle getesteten toten Bienenvölker mit Bienenviren infiziert waren, die durch parasitische Milben übertragen wurden. Besonders besorgniserregend ist, dass alle untersuchten Milben eine Resistenz gegen Amitraz aufweisen, das verbleibende wirksame Mittel zur Bekämpfung dieser Parasiten. Der Verlust dieser Behandlungsmethode könnte katastrophale Auswirkungen auf die Bienenzucht und die Landwirtschaft im Allgemeinen haben.

Hintergründe und Kontext
Die Bedeutung von Honigbienen für die Landwirtschaft kann nicht hoch genug eingeschätzt werden: Sie bestäuben über 90 kommerzielle Kulturen in den USA und sind für einen wirtschaftlichen Wert von 20 bis 30 Milliarden Dollar verantwortlich. Ihr Verschwinden könnte die Nahrungsmittelversorgung des Landes ernsthaft gefährden. Forschungseinrichtungen wie Cornell haben bereits angekündigt, Proben von Bienen und verwandtem Material zu analysieren, um die Ursachen für die massiven Verluste zu ermitteln.
Die Ursachen für das Bienensterben sind vielfältig und reichen von Pestizidexposition über Nahrungsmangel bis hin zur Übertragung von Krankheiten durch Parasiten. In den letzten Jahrzehnten haben sich die Varroamilben als besonders problematisch erwiesen, da sie die Bienenpopulationen weltweit stark dezimiert haben. Diese Milben haben sich im Laufe der Zeit gegen mehrere wichtige Klassen von Mitiziden resistent entwickelt und stellen eine ernsthafte Bedrohung für die Bienengesundheit dar.
Die Wissenschaftler des USDA haben die toten Bienenkolonien im Detail untersucht, um die genauen Ursachen des Sterbens zu ermitteln. Ein Team unter der Leitung von Jay Evans und Zachary Lamas hat Proben von 113 betroffenen Kolonien aus den gesamten USA gesammelt. Diese Proben wurden dann in nationalen Bienlabs in Beltsville, Maryland, und Baton Rouge, Louisiana, analysiert, wo DNA und RNA extrahiert und auf virale oder bakterielle genetische Materialien untersucht wurden.
Die Ergebnisse dieser Untersuchungen zeigen, dass die Varroamilben nicht nur die Hauptverursacher des Bienensterbens sind, sondern auch eine besorgniserregende Resistenz gegen Amitraz aufweisen. Das bedeutet, dass Licht am Ende des Tunnels möglicherweise nicht so hell ist, wie es die Bienenzüchter erhoffen. Die Entwicklung neuer, effektiver Mittel zur Bekämpfung der Milben ist langwierig und schwierig, da viele der verfügbaren Chemikalien entweder toxisch für die Bienen oder weniger wirksam gegen die Milben sind.

Investigative Enthüllungen
Die Wissenschaftler des USDA berichten, dass alle getesteten Milben eine genetische Resistenz gegen Amitraz aufweisen, was die bereits angespannte Situation für die Bienenzüchter weiter verschärft. Diese resistenten Milben sind seit den 1980er Jahren ein wachsendes Problem und haben sich gegen mehrere Klassen von Mitiziden zur Wehr gesetzt. Laut Aaron Gross, einem Toxikologen an der Virginia Polytechnic Institute and State University, könnte der Verlust von Amitraz für viele Bienenzüchter verheerende Folgen haben. „Wenn das einzige verbleibende Mittel gegen diese Parasiten wegfällt, stehen wir vor einem ernsthaften Problem“, warnt er.
Die Analyse zeigt, dass nicht nur die Milben selbst eine Bedrohung darstellen, sondern auch die durch sie übertragenen Viren, die die Bienenpopulationen schwächen und töten. Die Wissenschaftler haben jedoch auch andere mögliche Ursachen für die Schwächung der Bienen in Betracht gezogen, darunter Pestizidbelastung und unzureichende Ernährung. Matthew Mulica vom Keystone Policy Center weist darauf hin, dass diese Faktoren die Anfälligkeit der Bienen gegenüber Krankheiten erhöhen können. Eine umfassende Untersuchung der Rückstände von Pestiziden in den toten Kolonien wird in den kommenden Wochen erwartet.
Die Bemühungen der USDA-Wissenschaftler, die Ursachen des Bienensterbens zu ermitteln, wurden jedoch durch verschiedene Faktoren beeinträchtigt. Die Kürzungen bei den Mitteln für die Bienengesundheit sowie die Entlassungen von Fachkräften während der Trump-Administration haben die Reaktionsfähigkeit der Behörde erheblich eingeschränkt. In einer Zeit, in der Schnelligkeit und Effizienz entscheidend sind, haben diese Maßnahmen dazu geführt, dass wichtige Forschungsarbeiten verzögert oder ganz eingestellt wurden.
Die Erkenntnisse dieser Studie sind für die Bienenzucht von entscheidender Bedeutung, und die Wissenschaftler betonen die Notwendigkeit, schnell zu handeln. „Es gibt viel auf dem Spiel“, erklärt Danielle Downey, die Geschäftsführerin von Project Apis m. Die Ergebnisse dieser Untersuchung könnten als Ausgangspunkt für zukünftige Forschungsarbeiten und mögliche Lösungen zur Bekämpfung der Varroamilben dienen.

Auswirkungen und Reaktionen
Die Auswirkungen des massiven Bienensterbens sind bereits spürbar. Die Bienenzüchter, die in vielen Fällen von der Bestäubung durch ihre Bienen abhängig sind, sehen sich mit finanziellen Einbußen und einer drohenden Zukunft ohne effektive Mittel zur Bekämpfung der Varroamilben konfrontiert. Die Angst vor einem weiteren Rückgang der Bienenpopulationen könnte die Preise für bestimmte Früchte und Gemüse in die Höhe treiben, was sich direkt auf die Verbraucherpreise auswirken würde.
Zudem könnte der Verlust von Honigbienen auch weitreichende Auswirkungen auf die gesamte Landwirtschaft haben, da sich die Bestäubungseffekte auf viele verschiedene Pflanzenarten erstrecken. Ein Rückgang der Bienenpopulation könnte die Ernteerträge und damit die Nahrungsmittelversorgung des Landes gefährden.
Die Reaktionen auf die jüngsten Enthüllungen waren gemischt. Während einige Bienenzüchter und Landwirte die Erkenntnisse als wichtigen Schritt in die richtige Richtung betrachten, sind andere skeptisch, ob die USDA in der Lage ist, schnell genug zu handeln, um die drohende Krise abzuwenden. Ein beunruhigender Trend, den viele Experten in der Branche beobachten, ist die Kapazitätsgrenze der Forschungseinrichtungen, die nicht nur mit der aktuellen Krise, sondern auch mit zukünftigen Herausforderungen konfrontiert sind.
Zukünftige Entwicklungen
In den kommenden Wochen wird die USDA eine umfassende Analyse der Pestizidrückstände in den betroffenen Kolonien veröffentlichen, die möglicherweise weitere Aufschlüsse über die Ursachen des Bienensterbens liefern könnte. Außerdem arbeiten die Forscher daran, neue Strategien und Mittel zu entwickeln, um die Auswirkungen der Varroamilben und der damit verbundenen Viren einzudämmen.
Trotz der düsteren Prognosen gibt es auch Hoffnung. Viele Forscher und Bienenzüchter setzen ihre Hoffnung auf die Entwicklung von bienenresistenten Varietäten, die möglicherweise besser gegen die anhaltenden Bedrohungen gewappnet sind. Diese Bemühungen könnten einen entscheidenden Unterschied machen, wenn die Herausforderungen, vor denen die Bienenzucht steht, angegangen werden sollen.
Für die Zukunft der Honigbienen und die Landwirtschaft insgesamt ist es unerlässlich, dass sowohl die Forschung als auch die politischen Entscheidungsträger die dringenden Herausforderungen anerkennen und entsprechend handeln. Die Zeit drängt, und die nächsten Schritte werden entscheidend sein, um die Gesundheit der Bienenvölker und die Stabilität der Nahrungsmittelversorgung zu sichern.