NEW YORK — "Es ist leicht, das jetzt zu vergessen", sagte Zohran Mamdani, "aber vor vier Jahren wurde Eric Adams als das neue Gesicht der Demokratischen Partei gefeiert." Mamdani, ein 33-jähriger Abgeordneter und Mitglied der Democratic Socialists of America, hatte gerade ein Wahlkampf-Team in Harlem mit 100 seiner 29.000 Freiwilligen ins Leben gerufen. Er wartete in einem Café während eines Sommerregens und erklärte seine Strategie für die bevorstehende Vorwahl am 24. Juni — kurz unterbrochen von drei jungen Frauen, die ihn sahen, aufschrien und ihn "den Bürgermeister" nannten.
Der Kandidat schloss seine Ausführungen: Adams, der eine aussichtslose Vorwahl aufgegeben hatte, um als Unabhängiger zu kandidieren, hatte "verschiedene Gruppen von New Yorkern gegeneinander ausgespielt, um einer tatsächlichen institutionellen Antwort auf die Probleme der Stadt zu entgehen." Ein neuer Bürgermeister könnte sich der Trump-Administration entgegenstellen, was Adams jedoch ablehnte. Er könnte auch beweisen, dass Fortschrittliche, wenn sie die Schlüssel zu einer Stadt erhalten, das Leben billiger und sicherer machen können. Um dorthin zu gelangen, und um den ehemaligen Gouverneur Andrew Cuomo zu übertrumpfen, hat er Steuererhöhungen in Höhe von 10 Milliarden Dollar für wohlhabende Bürger und Unternehmen vorgeschlagen, für die er jedoch eine kaum vorstellbare Genehmigung vom Bundesstaat benötigen würde.
Hintergründe und Kontext
Vor vier Jahren sahen die Demokraten ihre Zukunft in einem toughen, redseligen schwarzen Ex-Polizisten, der es schaffte, die Rufe nach Rassengerechtigkeit und sicheren Straßen zu vereinen. Nun, während der Washingtoner Flügel der Partei darüber grübelt, wie man gemäßigte Kandidaten finden kann, um das beschädigte, elitär wirkende Image der Partei zu erneuern, könnte die größte Stadt des Landes in die entgegengesetzte Richtung gehen. Das wäre die Richtung des Bernie-Sanders-Modells: Ein stolzer Sozialist und Kritiker des modernen Israels, der riesige neue Steuern und eine Ausweitung der Stadtregierung verspricht.
"Wir haben es zugelassen, dass die Sprache des Kampfes gegen Betrug und Verschwendung, und der Prioritätensetzung für Effizienz, zur Sprache der Rechten geworden ist, während sie in Wirklichkeit die Sprache der Linken sein sollte", sagte Mamdani. "Wenn Sie leidenschaftlich für öffentliche Güter und für den öffentlichen Dienst sind, müssen Sie genauso leidenschaftlich für öffentliche Exzellenz sein."
In den letzten zwei Wochen vor der Vorwahl hat sich das Rennen um Adams’ Nachfolge in einen Wettkampf zwischen Mamdani und dem ehemaligen Gouverneur Cuomo entwickelt, während sieben weitere Kandidaten im Rückstand sind. Fünf von ihnen versuchen, genügend Stimmen im Rangfolgesystem zu sammeln, um die Endauszählung zu gewinnen; die Staats senatorin Jessica Ramos und der Geschäftsmann Whitney Tilson scheinen hauptsächlich zu versuchen, Mamdani zu stoppen.
Keiner von ihnen hat Kampagnen aufgebaut, die so bereit für diesen Moment sind, während der demokratische Unmut über die Trump-Präsidentschaft überkocht. Mamdani hat sich nicht den anderen Demokraten angeschlossen, die sich von der Bewegung "Defund the Police" distanziert haben. Er verteidigte seine Unterstützung für die Boykott-, Desinvestitions- und Sanktionskampagne (BDS) gegen Israel und seine Opposition gegen einen "jüdischen Staat" Israels, der nicht an "gleiche Rechte" gebunden ist, die von der Religion losgelöst sind.
Investigative Enthüllungen
Diese Themen haben in anderen Kampagnen als potenziell katastrophal gegolten. Aber die Wähler in New York werden abstimmen, während die Trump-Administration ihre Einwanderungsrazzien und Durchsetzungsmaßnahmen in großen Städten verstärkt; während Israels 20-monatiger Krieg im Gazastreifen jüngere Wähler empört hat; und während die Kosten für Wohnen und Lebensmittel zu einem größeren Thema geworden sind als die Kriminalität.
Laut einer Umfrage von Data for Progress lag Mamdani nur knapp hinter Cuomo im Rangfolgevotum, wobei 28 % der Wähler "Wohnen" als ihr wichtigstes Thema angaben, 20 % andere wirtschaftliche Fragen und 18 % "Kriminalität und öffentliche Sicherheit". Unterstützungsfragen für Israel belegten dabei keinen Platz unter den wichtigsten Themen.
"Trump hat uns gezeigt, dass es auf einer Seite der Politik eine grenzenlose Vorstellungskraft gibt, während wir auf der anderen Seite ständig eine immer niedriger werdende Decke konstruieren", erklärte Mamdani gegenüber Semafor. Er hat versprochen, die Mieten einzufrieren, die Stadtbusse kostenlos zu machen, städtische Discount-Lebensmittelgeschäfte zu eröffnen und die Steuern für die reichsten New Yorker und Unternehmen zu erhöhen, um diese Vorhaben zu finanzieren.
Diese Versprechen erscheinen glaubwürdiger, sagte er, nachdem die Demokraten beobachtet hatten, wie der neue Präsident tiefere Steuererleichterungen forderte, während er gleichzeitig versuchte, Grönland zu kaufen. "Ich spreche von einer Vision, die größer ist als das, was wir gegenwärtig haben", sagte Mamdani. Er fordert eine Umgestaltung der städtischen Ressourcen, um den Bedürftigsten zu helfen, und sieht sich als Teil einer größeren Bewegung in den USA, die die Stimme junger progressiver Wähler verstärkt.
Auswirkungen und Reaktionen
Die Reaktionen auf Mamdanis aufsehenerregende Politik sind gemischt. Anhänger der progressiven Bewegung sehen ihn als Hoffnungsträger, der frischen Wind in die New Yorker Politik bringen kann. Kritiker warnen jedoch, dass seine Ansichten zu radikal sind und den bestehenden politischen Rahmen sprengen könnten. Der ehemalige Gouverneur Cuomo, der in der Umfrage noch an der Spitze liegt, bleibt ein erfahrener Politiker, der sich an die etablierten Gepflogenheiten hält.
Die Umfragen zeigen, dass Mamdani in der Bevölkerung an Beliebtheit gewinnt. Nach einer Umfrage von USA TODAY vom 28. Mai liegt Mamdani mit 23 % an zweiter Stelle, hinter Cuomos 35 %. Diese Umfragen zeigen, wie sehr sich das politische Klima in New York verändert hat, da immer mehr Wähler nach progressiven Alternativen suchen.
Die Stimmung unter den Wählern ist klar: Viele sind frustriert von den traditionellen politischen Ansätzen und suchen nach neuen Lösungen für drängende Probleme wie Wohnraum und soziale Gerechtigkeit. Mamdani hat das Potenzial, diese Wähler zu mobilisieren und eine schlagkräftige Kampagne zu führen, die die Richtung der Demokratischen Partei in New York neu definieren könnte.
Zukünftige Entwicklungen
In den kommenden Tagen wird sich das Rennen weiter zuspitzen. Die Vorwahl steht vor der Tür und die Kandidaten müssen ihre Botschaften schärfen und Wähler gewinnen. Mamdani hat sich als ernstzunehmender Herausforderer positioniert, doch die Frage bleibt, ob er genügend Unterstützung mobilisieren kann, um gegen Cuomo anzutreten und zu gewinnen.
Die kommenden Monate könnten entscheidend dafür sein, wie sich die progressiven Strömungen innerhalb der Demokratischen Partei entwickeln. Mamdani könnte, falls er gewählt wird, nicht nur New York, sondern auch die nationale politische Landschaft beeinflussen und die Bernie-Sanders-Methode in ein neues Licht rücken. Die Wähler sind bereit für Veränderung, und Mamdani könnte der Kandidat sein, der diesen Wandel verkörpert.
