In einem beispiellosen Fall von Kunstkriminalität sind zwei Männer zu Gefängnisstrafen verurteilt worden, nachdem sie eine funktionale Toilette aus 18-karätigem Gold im Wert von 4,8 Millionen Pfund aus einer Ausstellung im Blenheim Palace in Oxfordshire gestohlen hatten. Der Raub ereignete sich in der Nacht nach einer glamourösen Eröffnungsveranstaltung im September 2019 und dauerte nur fünf Minuten.
James "Jimmy" Sheen, 40, und Michael Jones, 39, wurden am Freitag am Oxford Crown Court verurteilt. Sheen, ein bekannter Krimineller, bekannte sich schuldig zu mehreren Anklagen, darunter Einbruch und Übertragung von kriminellen Eigentum. Jones hingegen wurde wegen Einbruchs verurteilt. Die Strafen betragen vier Jahre für Sheen und zwei Jahre und drei Monate für Jones.
Richter Ian Pringle KC bezeichnete den Überfall als "kühn und dreist", wobei er betonte, dass die Täter "keine Rücksicht auf die Konsequenzen" genommen hätten. Dieses Verbrechen hat nicht nur die Sicherheitsvorkehrungen in Kunstausstellungen in Frage gestellt, sondern auch das Bild der Sicherheit in historischen Stätten erschüttert.

Hintergründe und Kontext
Die Goldtoilette, die den Titel "America" trug und von dem italienischen Konzeptkünstler Maurizio Cattelan geschaffen wurde, sollte eine satirische Reflexion über den Reichtum und die Exzesse der amerikanischen Kultur darstellen. Bei der Eröffnung der Ausstellung war die Toilette ein großes Gesprächsthema, was die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich zog.
Die Installation wurde in einem der prächtigsten Räume von Blenheim Palace, dem Geburtsort von Winston Churchill, präsentiert. Der Palast zieht jährlich Hunderttausende von Touristen an und ist ein UNESCO-Weltkulturerbe. Die Diebe hatten anscheinend die Gelegenheit genutzt, als die Security-Maßnahmen nach der Eröffnungsfeier weniger strikt waren. Diese Dreistigkeit hat Fragen zur Sicherheit bei solchen Veranstaltungen aufgeworfen.
Sheen, der eine lange Liste von Vorstrafen hat, war bereits wegen seiner kriminellen Aktivitäten bekannt. Laut BBC hatte er in der Vergangenheit organisierte Verbrechen geleitet, die mehr als 5 Millionen Pfund durch Betrug und Diebstahl einbrachten. Dieses Muster kriminellen Verhaltens und der Drang nach schnellem Geld führten ihn schließlich zu diesem kühnen Raubüberfall.
Der Diebstahl selbst erfolgte durch brachiales Vorgehen. Die Täter zerschlugen ein Fenster und entfernten die Toilette aus den Anschlussrohren. Diese Unverschämtheit hat nicht nur das Kunstwerk selbst zum Ziel gemacht, sondern auch die Kriminalität, die mit der Kunstwelt verbunden ist, in den Vordergrund gerückt.

Investigative Enthüllungen
Ein zentraler Aspekt des Verfahrens war die Rolle von Sheen. Während der Ermittlungen entdeckte die Polizei, dass Sheens DNA am Tatort gefunden wurde. Diese Entdeckung war entscheidend für die Festnahme und Verurteilung beider Männer. Thames Valley Police stellte auch fest, dass Sheen vor dem Überfall zahlreiche Nachrichten auf seinem Handy hatte, die seine kriminellen Aktivitäten dokumentierten.
Die Ermittler fanden heraus, dass Sheen in den Wochen vor dem Raub bereits 20 kg Gold, etwa ein Fünftel des Gewichts der Toilette, an einen unbekannten Käufer in Birmingham verkauft hatte. Dies geschah nur zwei Wochen nach dem Überfall und brachte ihm 520.000 Pfund ein. Diese Transaktion war Teil eines größeren Netzwerkes von Kunstkriminalität und verdeckte die anhaltenden Probleme in der Sicherheitsüberwachung und -kontrolle bei wertvollen Kunststücken.
Shan Saunders, eine leitende Staatsanwältin, bemerkte, dass die Menge an belastenden Informationen auf Sheens Handy "ungewöhnlich" war. Die Nachrichten enthielten eine Mischung aus kodierter Sprache und regionalen Slangbegriffen, was die Interpretation erschwerte. In einer der Nachrichten bestätigte Sheen den Besitz des Goldtoilettenstücks und verwendete das Wort "Auto" als Code für Gold. Die Verwendung solcher Codes deutet darauf hin, dass die Täter ein durchdachtes Netzwerk zum Verkauf von gestohlenem Eigentum aufgebaut hatten.
Besonders auffällig war die Tatsache, dass Jones im Vorfeld des Überfalls zwei Mal Blenheim Palace besuchte, was eindeutig darauf hindeutet, dass er die Örtlichkeiten erkundet hatte. Am Tag vor dem Raub hatte er sogar einen Termin auf der Website des Palastes reserviert, um die Toilette selbst zu benutzen, was ihm die Möglichkeit gab, sicherzustellen, dass er die beste Fluchtroute kannte.

Auswirkungen und Reaktionen
Der Raub hat nicht nur die Kunstwelt erschüttert, sondern auch das Vertrauen in die Sicherheitsvorkehrungen an historischen Orten wie Blenheim Palace untergraben. Det Supt Bruce Riddell von der Thames Valley Police betonte die Bedeutung der Festnahme von Sheen als "treibende Kraft" hinter dem Überfall. Seine kriminelle Motivation sei klar: "Geld um jeden Preis," so Riddell. Dies zeigt, dass der Kunstmarkt immer anfälliger für solche Übergriffe wird, während die Sicherheitsstandards möglicherweise nicht mit dem Wert der Exponate Schritt halten können.
Die Reaktionen aus der Kunstgemeinschaft waren gemischt. Einige Künstler und Kuratoren äußerten Besorgnis über die Sicherheit von Kunstwerken in Museen und Ausstellungen, während andere die Absurdität des Raubs als Teil einer größeren Diskussion über den Wert von Kunst in der modernen Gesellschaft ansahen. Art News berichtete über die anhaltenden Diskussionen über den Wert und die Sicherheit von Kunstwerken, die in der heutigen Zeit immer fraglicher werden.
Der Vorfall hat auch eine weitreichende Diskussion über die Sicherheitsvorkehrungen in Museen und Galerien angestoßen. Die Verantwortlichen in der Kunstszene müssen nun überlegen, wie sie in Zukunft besser auf solche Bedrohungen reagieren können, um den Schutz wertvoller Exponate zu gewährleisten.
Zukünftige Entwicklungen
Die Verurteilung von Sheen und Jones könnte möglicherweise zu einem Umdenken in der Sicherheitsbranche führen. Museen und Ausstellungsorte könnten ihre Protokolle überdenken und neue Technologien zur Überwachung und Sicherung ihrer Exponate implementieren. Die Wahrscheinlichkeit, dass solche Raubüberfälle in Zukunft geschehen, könnte sinken, wenn die Behörden und Museumsleiter proaktive Maßnahmen ergreifen.
Außerdem könnte die Kunstwelt beginnen, sich intensiver mit der Frage zu befassen, wie sie den Wert von Kunstwerken in einer Zeit, in der Kriminalität und Kommerzialisierung immer näher zusammenrücken, neu definieren kann. Der Fall Sheen und Jones könnte als Katalysator für eine tiefere Diskussion über die Ethik im Umgang mit Kunst und den Umgang mit gestohlenem Eigentum dienen.
Es bleibt abzuwarten, wie sich die Ereignisse um den Goldtoilettenraub weiterentwickeln werden und inwieweit die Kunstwelt aus diesem Vorfall lernt. Das Kunstwerk selbst, nun von der Polizei sichergestellt, steht als Symbol für die Gefahren, die mit der Kombination aus Kunst, Wert und Kriminalität verbunden sind.
Die Goldtoilette war nicht nur ein Kunstwerk, sondern auch ein Spiegelbild der Gesellschaft. Ihr Diebstahl wirft grundlegende Fragen über Sicherheit, Werte und die moralischen Implikationen des Kunstmarktes auf – Fragen, die die Öffentlichkeit und die Kunstwelt weiterhin beschäftigen werden.