Arbeiter in der Elfenbeinküste werfen Unilever Verletzung ihrer Gewerkschaftsrechte während des Aktienverkaufs vor, Dokumente belegen dies
In einem besorgniserregenden Schritt haben Arbeiter der Unilever-Niederlassung in der Elfenbeinküste schwerwiegende Vorwürfe gegen das Unternehmen erhoben. Dokumente zeigen, dass Unilever offenbar gegen die Rechte der Beschäftigten verstößt, indem es sich weigert, bei möglichen Entlassungen nach dem Verkauf seiner Geschäfte in dem westafrikanischen Land Abfindungen zu garantieren. Diese Vorwürfe fallen zeitlich mit dem bevorstehenden Verkauf des Unternehmens an eine lokale Investorengruppe, die Société de Distribution de Toutes Marchandises Côte d’Ivoire (SDTM), zusammen und werfen Fragen zur Einhaltung von Arbeitsrechten und sozialer Verantwortung auf.
Unilever, ein global agierendes Unternehmen mit Sitz in Großbritannien, plant den Verkauf seiner gesamten Anteile an der Elfenbeinküste, wo derzeit etwa 160 Mitarbeiter beschäftigt sind. Die Entscheidung, das Geschäft zu veräußern, ist keine unbedingte Maßnahme zur Verbesserung der Unternehmensbilanz, sondern ein Zeichen für die zunehmenden Schwierigkeiten, mit denen der Konzern in der Region konfrontiert ist. Die bevorstehenden Veränderungen haben bereits zu Protesten unter den Arbeitern geführt, die um ihre berufliche Zukunft fürchten.

Hintergründe und Kontext
Die Unilever-Niederlassung in der Elfenbeinküste ist für die Verwaltung sowohl der nationalen als auch der internationalen Marken des Unternehmens zuständig. Der geplante Verkauf an SDTM umfasst jedoch nur das Geschäft mit nationalen Marken, was bedeutet, dass die international anerkannten Produkte, die einen Großteil des Umsatzes ausmachten, nicht Teil des Deals sind. Laut internen Unterlagen, die dem Medium Reuters vorliegen, wird unklar bleiben, wie Unilever seine internationalen Marken in der Elfenbeinküste künftig vertreiben will.
Die Ängste der Arbeitnehmer sind gerechtfertigt: Die Unilever-Niederlassung in der Elfenbeinküste verzeichnete in den letzten Jahren einen Rückgang der Umsätze. Ein ehemaliger Mitarbeiter, der anonym bleiben möchte, berichtet, dass über 60% des Umsatzes des Unternehmens im Jahr 2023 aus internationalen Marken stammten. Diese Unsicherheit über die zukünftige Geschäftsstrategie führt zu wachsender Besorgnis über mögliche Entlassungen und die damit verbundenen finanziellen Folgen.
Die Gewerkschaft hat in einem Kollektivvertrag, der aus dem Jahr 2004 stammt und 2007 von der Unternehmensleitung bestätigt wurde, festgehalten, dass im Falle von Kündigungen aufgrund von Unternehmensverkäufen die Mitarbeiter Anspruch auf Abfindungen haben. Dieser Vertrag sieht vor, dass die Abfindung einem Monat des durchschnittlichen Bruttogehalts pro Jahr der Betriebszugehörigkeit entspricht, bis zu einem Maximum von 18 Monaten. Laut Lex Ways, die juristische Vertretung der lokalen Mitarbeiter, bleibt dieser Vertrag weiterhin gültig.

Investigative Enthüllungen
Am 25. April 2025 fanden in Abidjan Proteste statt, bei denen die Beschäftigten ihre Besorgnis über die Auswirkungen des Verkaufs auf ihre Jobs und Löhne zum Ausdruck brachten. Die aktuellen Umstände führten dazu, dass die Arbeitnehmer sich gezwungen sahen, ihre Stimmen zu erheben. In einem Treffen mit dem Arbeitsinspektorat behauptete der Leiter von Unilever Côte d'Ivoire, Arona Diop, dass die Rechte der Arbeitnehmer und die Gehälter künftig von SDTM geregelt würden und nicht durch den bestehenden Kollektivvertrag. Diese Behauptung wirft ernsthafte Zweifel an der Einhaltung der arbeitsrechtlichen Bestimmungen auf.
Die Reaktion von Unilever auf die Vorwürfe war mehrdeutig. Ein Unternehmenssprecher erklärte, dass der Verkauf der Anteile nicht zu einer Beendigung der Arbeitsverhältnisse führe und daher Abfindungszahlungen nicht relevant seien. Dies steht jedoch im Widerspruch zu den im Kollektivvertrag festgelegten Verpflichtungen, die Unilever bislang nicht eingehalten hat. Kritiker argumentieren, dass die Interpretation des Unternehmens der rechtlichen Rahmenbedingungen nicht nur moralisch fragwürdig ist, sondern auch gegen die Prinzipien der sozialen Verantwortung verstößt, die ein Unternehmen seiner Größe vertreten sollte.
Ein Mitarbeiter von Unilever Côte d'Ivoire, der anonym bleiben möchte, beschreibt die aktuelle Situation als „eine tickende Zeitbombe“. Er berichtet, dass die Unsicherheit über die zukünftige Arbeitsweise des Unternehmens zu einem angespannten Arbeitsumfeld geführt hat, in dem das Vertrauen zwischen den Angestellten und der Unternehmensführung erschüttert ist. „Es gibt keinerlei Zusicherungen bezüglich der Arbeitsplatzsicherheit“, fügt er hinzu. Diese Aussagen unterstreichen die fragwürdige Haltung von Unilever zu den Rechten seiner Beschäftigten.

Auswirkungen und Reaktionen
Die Auswirkungen des bevorstehenden Verkaufs auf die Belegschaft von Unilever Côte d'Ivoire sind bereits spürbar. Mitarbeiter berichten von wachsender Unsicherheit und Angst um ihre wirtschaftliche Zukunft. Der Kollektivvertrag, den Unilever als Grundlage für Entlassungen anerkennt, wird von der Unternehmensführung ignoriert, was die Arbeitnehmer in eine verletzliche Position bringt. In einer Zeit, in der die wirtschaftliche Lage bereits angespannt ist, könnten die Schwächsten der Gesellschaft die Hauptlast der Unternehmensentscheidungen zu spüren bekommen.
Die Reaktionen der Gewerkschaften und Arbeitsrechtsexperten auf die Vorfälle sind deutlich. Laut Internationaler Arbeitsorganisation (ILO) ist die Einhaltung von Arbeitsrechten für die Entwicklung eines stabilen und gerechten Arbeitsmarktes von entscheidender Bedeutung. Experten warnen davor, dass eine Verletzung dieser Rechte nicht nur rechtliche Konsequenzen für Unilever haben könnte, sondern auch das Ansehen des Unternehmens erheblich schädigen würde. Das Vertrauen, das Verbraucher in eine Marke setzen, wird durch solche Vorfälle nachhaltig beeinträchtigt.
Die Beschäftigten in der Elfenbeinküste sind nicht die einzigen, die sich gegen solche Bedingungen zur Wehr setzen. Weltweit haben Gewerkschaften und Arbeitnehmerorganisationen begonnen, sich verstärkt für ihre Rechte einzusetzen. Diese Bewegungen zeigen, dass die Arbeitnehmer zunehmend bereit sind, für ihre Rechte zu kämpfen und auf Missstände aufmerksam zu machen. Der Fall von Unilever in der Elfenbeinküste könnte als Katalysator für weitere Aktionen gegen ähnliche Praktiken in anderen Unternehmen dienen.
Zukünftige Entwicklungen
Wie sich die Situation bei Unilever Côte d'Ivoire weiter entwickeln wird, bleibt abzuwarten. Der Verkauf der Anteile soll bis zum 20. Juni 2025 abgeschlossen sein. Bis dahin können die anhaltenden Proteste der Mitarbeiter und die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Thematik Druck auf das Unternehmen ausüben, um seine Verpflichtungen gegenüber den Mitarbeitern zu erfüllen. Die Mitarbeiter hoffen, dass ihre Stimmen gehört werden und dass Unilever gezwungen wird, seine Verantwortung ernst zu nehmen.
Ein weiteres Element, das die zukünftige Entwicklung beeinflussen könnte, ist der rechtliche Rahmen für Arbeitsverhältnisse in der Elfenbeinküste. Mit dem Ivorischen Arbeitsgesetz, das besagt, dass jede wesentliche Änderung des Arbeitsvertrages die vorherige Zustimmung des Arbeitnehmers erfordert, könnte Unilever vor rechtlichen Herausforderungen stehen, wenn es versucht, die Bedingungen für die Mitarbeiter einseitig zu ändern. Dies könnte möglicherweise zu einem Rechtsstreit zwischen dem Unternehmen und seinen ehemaligen Mitarbeitern führen.
Abschließend lässt sich feststellen, dass der Fall von Unilever in der Elfenbeinküste nicht nur ein Beispiel für die Herausforderungen ist, mit denen Arbeitnehmer weltweit konfrontiert sind, sondern auch die Notwendigkeit unterstreicht, dass Unternehmen ihrer sozialen Verantwortung gerecht werden. Die fortlaufenden Entwicklungen in dieser Situation könnten die Diskussion über Arbeitnehmerrechte und die Rolle von Unternehmen in der Gesellschaft neu entfachen.