In einer überraschenden Wendung der Ereignisse hat Bürgermeister Eric Adams am Samstagabend einen Livestream von seinem Amtssitz, Gracie Mansion, veranstaltet, bei dem er mit dem rechtspopulären Internet-Persönlichkeit Sneako diskutierte. Sneako, der für seine kontroversen und antisemitischen Äußerungen bekannt ist, hat in der Vergangenheit für Aufsehen gesorgt, indem er rassistische Kommentare abgab und von mehreren Plattformen wie YouTube und Twitch verbannt wurde. Diese Zusammenarbeit wirft Fragen über Adams’ politische Integrität auf, insbesondere da er sich gleichzeitig als Kämpfer gegen Antisemitismus positioniert.
Der Livestream, der gegen 22:30 Uhr begann und bis kurz vor Mitternacht dauerte, brachte auch Adams' Sohn Jordan Coleman, die TV-Persönlichkeit Amber Rose und den Unternehmer Sean Sudarshan Rajan zusammen. Während des Streams rauchten die Teilnehmer Zigarren der Marke „The Billionaires Club“, die Rajan gehört. Adams nutzte diese Plattform, um über Kryptowährungen zu sprechen und das Buch „Government Gangsters“ des ehemaligen FBI-Direktors unter Trump, Kash Patel, zu bewerben.

Hintergründe und Kontext
Bürgermeister Eric Adams hat in den letzten Monaten seine Bemühungen verstärkt, Antisemitismus in New York City zu bekämpfen. Dies spiegelt sich in seinen politischen Initiativen und öffentlichen Äußerungen wider, die häufig die Bedeutung des Kampfes gegen antisemitische Vorurteile betonen. Er hat kürzlich eine exekutive Anordnung unterzeichnet, um eine Definition von Antisemitismus zu übernehmen, die von der International Holocaust Remembrance Alliance formuliert wurde. Dieser Schritt war Teil seiner Strategie, sich als Verteidiger der jüdischen Gemeinschaft zu positionieren, während er sich auf seine bevorstehenden Wiederwahlbemühungen vorbereitet.
Trotz dieser Bemühungen hat Adams seine politische Glaubwürdigkeit durch den Livestream mit Sneako in Frage gestellt. Der Gastgeber Sneako, mit bürgerlichem Namen Nico Kenn De Balinthazy, hat sich in der Vergangenheit wiederholt antisemitisch geäußert und wurde für seine Äußerungen, die oft gegen die jüdische Gemeinschaft gerichtet sind, kritisiert. Eine seiner leidenschaftlichsten Aussagen in einem Livestream war: "Down with the yahud [Juden]", was seine extremen Ansichten unterstreicht.
Adams hat sich in der Vergangenheit gegen solche Äußerungen ausgesprochen, was die Verbindung zu Sneako besonders problematisch macht. Der Livestream fällt zudem in einen sensiblen Zeitraum, da Adams nicht nur mit antisemitischen Vorurteile in seiner Stadt konfrontiert ist, sondern auch die Erhöhung der Unterstützung aus der jüdischen Gemeinschaft dringend benötigt, um in den anstehenden Wahlen erfolgreich zu sein.
Kritiker wie der US-Abgeordnete Ritchie Torres haben online vehement gegen die Entscheidung von Adams protestiert und gefragt: "Wer steht als Nächstes auf der Gästeliste – David Duke?" Diese Bemerkung verdeutlicht die weitreichenden Bedenken hinsichtlich der politischen und moralischen Implikationen einer solchen Partnerschaft.

Investigative Enthüllungen
Der Livestream von Adams mit Sneako ist nicht nur eine einmalige Veranstaltung, sondern Teil eines größeren Musters. In den letzten Monaten hat Adams vermehrt Auftritte mit rechten Persönlichkeiten gemacht, insbesondere seit das Justizministerium unter Trump beschlossen hat, die Korruptionsanklage gegen ihn fallenzulassen. Die ersten Reaktionen auf seine öffentlichen Auftritte mit diesen Persönlichkeiten sind durchweg negativ gewesen und werfen die Frage auf, ob Adams seine Überzeugungen kompromittiert, um politische Unterstützung zu gewinnen.
Nach der Ausstrahlung des Livestreams wurden die sozialen Medien von einer Welle der Empörung überschwemmt. Adams' Sprecherin, Kayla Mamelak Altus, stellte klar, dass die Teilnahme an einem Interview nicht als Unterstützung der Ansichten des Interviewers zu verstehen sei. Diese Aussage ist jedoch wenig überzeugend, da sie in starkem Kontrast zu Adams’ eigenen Bekundungen über die Wichtigkeit des Kampfes gegen Antisemitismus steht.
Adams’ Aussage während des Livestreams, in der er die Medien beschuldigte, über die kognitiven Probleme von Präsident Joe Biden „einen Cover-up“ geführt zu haben, lenkte ebenfalls Aufmerksamkeit auf seine politischen Ansichten. Diese Behauptungen passen in das Narrativ von Verschwörungstheorien, das von vielen seiner rechten Mitstreiter vertreten wird.
Die Entscheidung von Adams, Sneako einzuladen, kann also als Teil einer Strategie gesehen werden, um sich politische Verbündete aus dem rechten Spektrum zu sichern, während er gleichzeitig seine eigene politische Agenda verfolgt. Doch die Risiken, die mit dieser Strategie verbunden sind, sind erheblich, insbesondere wenn es um die Wahrnehmung seiner Integrität innerhalb der jüdischen Gemeinschaft geht, die in der Vergangenheit bereits durch antisemitische Vorfälle in New York City stark belastet wurde.

Auswirkungen und Reaktionen
Die unmittelbaren Auswirkungen von Adams' Entscheidung, mit Sneako zu interagieren, sind bereits spürbar. Die Kritik aus verschiedenen politischen Lagern ist laut und klar. Anhänger von Adams, die an seine Versprechen zur Bekämpfung des Antisemitismus glauben, sind verwirrt und enttäuscht über die scheinbare Inkonsistenz zwischen seinen Worten und Taten. Einige fragen sich, ob Adams wirklich in der Lage ist, sein Versprechen zu halten, während er sich gleichzeitig mit einem der umstrittensten Vertreter dieser Ideologie umgibt.
Die Reaktionen aus der jüdischen Gemeinschaft sind gemischt. Während einige besorgt über die politischen Implikationen dieser Zusammenarbeit sind, nutzen andere die Gelegenheit, um ihren Unmut über die breite politische Landschaft auszudrücken, die oft antisemitische Tendenzen ignoriert oder in Kauf nimmt. Der Vorfall hat ein Licht auf die Herausforderungen geworfen, vor denen jüdische Wähler stehen, insbesondere wenn sie in einer Stadt leben, in der antisemitische Vorfälle zunehmen.
Adams’ Bemühungen, antisemitische Vorurteile zu bekämpfen, werden durch diese Kontroversen nicht nur erschwert, sondern können auch als politischer Selbstmord angesehen werden, wenn er nicht schnell handelt, um die Wogen zu glätten. Seine wiederholte Unterstützung von kontroversen Persönlichkeiten könnte ihn vor ernsthafte Herausforderungen in seiner Wiederwahl stellen, insbesondere wenn er nicht schnell und entschlossen auf die Kritik reagiert.
Zukünftige Entwicklungen
Mit den anstehenden Wahlen in New York City und Adams’ Plänen, auf einer separaten Stimmzettelreihe im November zu kandidieren, könnte diese Kontroverse weitreichende Folgen haben. Adams hat angekündigt, dass seine Kampagne entweder unter dem Motto „EndAntiSemitism“ oder „Safe&Affordable“ stehen wird. Doch die Glaubwürdigkeit dieser Botschaften könnte durch seine jüngsten Entscheidungen stark beeinträchtigt werden.
Die nächsten Schritte, die Adams unternimmt, werden entscheidend sein. Er muss nicht nur einen klaren Standpunkt gegen Antisemitismus beziehen, sondern auch sicherstellen, dass seine politischen Allianzen nicht als opportunistisch wahrgenommen werden. Der Druck auf ihn, eine klare Linie zu ziehen, wird zunehmen, insbesondere wenn er weiterhin versucht, jüdische Wähler zu überzeugen, dass er der richtige Kandidat im Kampf gegen Antisemitismus ist.
Die kommenden Wochen könnten entscheidend dafür sein, wie sich diese Kontroversen auf die Wahlkampagne auswirken und ob Adams in der Lage sein wird, sich von den Schatten der von ihm gewählten Partner zu befreien.