Tulane-Wissenschaftler tritt zurück und nennt Zensur von Forschung zu Umweltverschmutzung und Rassendiskriminierung durch die Universität als Grund

In einem beispiellosen Schritt hat Kimberly Terrell, eine Forscherin an der Tulane Universität , am Mittwoch ihren Rücktritt erklärt. Der Grund für diese Entscheidung ist die Zensur durch die Universitätsleitung, die sie beschuldigt, ihre Forschung...

Tulane-Wissenschaftler tritt zurück und nennt Zensur von Forschung zu Umweltverschmutzung und Rassendiskriminierung durch die Universität als Grund

In einem beispiellosen Schritt hat Kimberly Terrell, eine Forscherin an der Tulane Universität, am Mittwoch ihren Rücktritt erklärt. Der Grund für diese Entscheidung ist die Zensur durch die Universitätsleitung, die sie beschuldigt, ihre Forschung über die gesundheitlichen Auswirkungen der petrochemischen Industrie in Louisiana und die damit verbundenen Rassendiskriminierungen zu behindern. Terrell war die Direktorin für Gemeinschaftsengagement an der Umweltrechtsklinik der Universität, die sich für benachteiligte Gemeinschaften einsetzt.

In ihrem Rücktrittsbrief äußerte Terrell, dass die Universitätsführung akademische Freiheit opfere, um den politischen Druck des republikanischen Gouverneurs Jeff Landry zu vermeiden. Laut Terrell wurde die Klinik mit einem „vollständigen Maulkorb“ belegt, der ihr die Möglichkeit nahm, öffentlich über ihre Forschung zu sprechen. Diese Zensur wird als Bedrohung für die Integrität der akademischen Forschung und die Rechte benachteiligter Gemeinschaften angesehen.

Die Kontroversen um die Umweltrechtsklinik stehen im Kontext einer Region, die als „Cancer Alley“ bekannt ist. Diese 137 Kilometer lange Industriezone zwischen New Orleans und Baton Rouge ist ein Hotspot für petrochemische Anlagen, die mit einer Vielzahl von Gesundheitsproblemen in Verbindung gebracht werden, insbesondere in schwarzen und einkommensschwachen Gemeinschaften.

environmental pollution racial disparity stock photo
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Hintergründe und Kontext

Die Vorwürfe von Terrell sind nicht isoliert. In den letzten Jahren haben zahlreiche Berichte auf die gesundheitlichen Risiken aufmerksam gemacht, die mit der petrochemischen Industrie in Louisiana verbunden sind. Laut einer Studie, die Terrell mitverfasst hat, zeigen sich in überwiegend schwarzen oder einkommensschwachen Gemeinschaften höhere Krebsraten. Diese Daten erzeugen nicht nur Besorgnis in der wissenschaftlichen Gemeinschaft, sondern auch unter den betroffenen Bürgern, die sich gegen die Industrie zur Wehr setzen.

Die Universitätsleitung scheint sich der Kritik der Öffentlichkeit sowie dem Druck von Spendern und politischen Entscheidungsträgern bewusst zu sein. Terrell beschrieb in ihrem Rücktrittsbrief, dass die Universitätsführung befürchtete, ihre Arbeit könnte die Unterstützung für ein geplantes Redevelopmentsprojekt in New Orleans gefährden. Dieses Projekt, das die historische Charity Hospital einschließt, ist für die Universität von großer Bedeutung.

Der Dekan der juristischen Fakultät, Marcilynn Burke, bestätigte in einer internen E-Mail, dass die Bedenken von Eingeweihten und Geldgebern bezüglich der Klinik als „Hindernis“ betrachtet werden. „Eingeweihte und bedeutende Spender haben die Klinik als ein Hindernis bezeichnet, um ihre Unterstützung für die Universität und dieses Projekt zu zeigen“, schrieb Burke.

Tulane-Wissenschaftler tritt zurück und nennt Zensur von Forschung zu Umweltverschmutzung und Rassen...
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Investigative Enthüllungen

Die internen E-Mails, die der Associated Press vorlagen, zeigen, dass die Universitätsführung besorgt war, die Arbeit der Umweltrechtsklinik könnte „ein Hindernis“ für die Entwicklungspläne der Universität darstellen. Dies wirft die Frage auf: Ist der Druck der Spender und Politiker wichtiger als die akademische Freiheit und die Rechte der Gemeinschaften, die in der Nähe dieser gefährlichen Industrien leben?

Terrell berichtete, dass sie direkt über die Bedenken des Gouverneurs informiert wurde, der angeblich gedroht hatte, staatliche Mittel für das Charity Hospital-Projekt zu sperren, falls die Universität nicht „etwas“ gegen die Klinik unternehmen würde. Diese Einschüchterungsversuche werfen ernsthafte Fragen zur Unabhängigkeit von akademischen Institutionen auf, insbesondere wenn es um Themen von öffentlichem Interesse und die Gesundheit der Bürger geht.

Die Umweltthematik ist besonders brisant in Louisiana, wo die petrochemische Industrie nicht nur wirtschaftlich, sondern auch politisch stark ist. Der Landry-Sprecher Kate Kelly wies die Vorwürfe zurück, dass der Gouverneur gedroht habe, staatliche Mittel zurückzuhalten. Diese gegensätzlichen Aussagen zwischen Terrell und der Regierung zeigen die tiefen Spannungen zwischen der akademischen Forschung und politischen Interessen.

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Auswirkungen und Reaktionen

Die Reaktionen auf Terrells Rücktritt sind bereits vielfältig. Umweltaktivisten und Bürgerrechtsgruppen haben ihre Unterstützung für die Forscherin bekundet und die Universität aufgefordert, sich klar für die akademische Freiheit und die Rechte der betroffenen Gemeinschaften einzusetzen. Der Rücktritt von Terrell und die damit verbundenen Vorwürfe könnten weitreichende Folgen für die Beziehungen zwischen der Universität und der Gemeinschaft haben, die unter den gesundheitlichen Auswirkungen der petrochemischen Industrie leidet.

Die von der Umweltrechtsklinik vertretenen Gemeinschaften sind hauptsächlich entlang des Mississippi gelegen, wo die Belastungen durch Luftverschmutzung und chemische Emissionen hohe Risiken für die Gesundheit darstellen. In einer Region, in der die Bürger oft gegen übermächtige Unternehmen kämpfen müssen, wird die Stärkung der akademischen Forschung, die auf die realen Probleme hinweist, als entscheidend erachtet.

Terrell betont in ihrem Rücktrittsbrief, dass sie nicht schweigen kann, während die Universität akademische Integrität für politische Vorteile opfert. „Unsere Arbeit ist zu wichtig, und die Einsätze sind zu hoch, um tatenlos zuzusehen, wie spezielle Interessen Forschung mit Zensur ersetzen“, schrieb sie. Diese leidenschaftlichen Worte spiegeln den Widerstand wider, den viele in der Gemeinde empfinden, wenn sie gegen die petrochemische Industrie und die politischen Strukturen, die sie unterstützen, kämpfen.

Zukünftige Entwicklungen

Der Rücktritt von Kimberly Terrell könnte als Wendepunkt für die Diskussion um akademische Freiheit und Umweltgerechtigkeit in Louisiana angesehen werden. Wissenschaftler und Aktivisten verwenden diese Gelegenheit, um auf die Probleme hinzuweisen, die in der petrochemischen Industrie und den damit verbundenen gesundheitlichen Risiken für benachteiligte Gemeinschaften bestehen.

Die Universität Tulane steht jetzt unter Druck, ihre Politik in Bezug auf akademische Freiheit zu überdenken. Angesichts der Aufmerksamkeit, die Terrells Rücktritt auf sich zieht, könnte die Universität gezwungen sein, sich klarer zu positionieren und ihre Unterstützung für die Forschungsarbeit der Umweltrechtsklinik zu zeigen, die das Wohl der Gemeinschaften in „Cancer Alley“ im Blick hat.

Es bleibt abzuwarten, welche Maßnahmen die Tulane Universität in Zukunft ergreifen wird und ob sie den Mut aufbringt, sich gegen den Druck von Spendern und politischen Entscheidungsträgern zu behaupten. Die Geschehnisse um Kimberly Terrell sind nicht nur ein Verlust für die Universität, sondern auch ein Aufruf zum Handeln für alle, die für akademische Freiheit und soziale Gerechtigkeit kämpfen.

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