Im Angesicht einer sich verschärfenden Klimakrise haben die größten Banken der Welt im Jahr 2024 insgesamt 869 Milliarden Dollar an finanzieller Unterstützung für fossile Brennstoffunternehmen zugesagt. Dies geschieht trotz der zunehmenden wissenschaftlichen Warnungen und der eigenen, immer brüchiger werdenden Umweltversprechen der Banken. Ein neuer Bericht von einer Koalition aus acht Umweltgruppen belegt, dass zwei Drittel der größten 65 Banken ihre Finanzierungen für fossile Brennstoffe um 162 Milliarden Dollar erhöht haben, was einen besorgniserregenden Schritt zurück in Bezug auf die Klimaziele darstellt.
In einem Jahr, das als das heißeste seit Beginn der Aufzeichnungen gilt, sehen sich die Banken einer massiven Herausforderung gegenüber. Wissenschaftler haben klar festgestellt, dass keine neuen fossilen Brennstoffprojekte umgesetzt werden können, wenn katastrophale Klimafolgen vermieden werden sollen. Dennoch haben viele Banken ihre eigenen Verpflichtungen zur Reduzierung der planetenheizenden Emissionen in den letzten Monaten entschärft oder ganz aufgegeben. Dies geschah vor dem Hintergrund eines sich verändernden politischen Klimas, insbesondere in den USA, wo die Rückkehr von Donald Trump an die Macht die Diskussion über den Klimawandel erneut auf den Kopf stellte.
Hintergründe und Kontext
Die Bankenlandschaft ist in den letzten Jahren zunehmend von der Diskussion über die Finanzierung fossiler Brennstoffe geprägt. Laut Berichten des Weltwirtschaftsforums haben zahlreiche führende Finanzinstitute erklärt, dass sie sich an die Ziele des Pariser Klimaabkommens halten werden. Dieses Abkommen, das vor fast einem Jahrzehnt unterzeichnet wurde, sieht vor, die globale Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius zu begrenzen. In der Praxis jedoch haben viele Banken ihren Kurs überdacht.
Eine der alarmierendsten Feststellungen des aktuellen Berichts ist, dass die fünf größten Finanziers fossiler Brennstoffe im Jahr 2024 fast ausschließlich amerikanische Banken waren. JPMorgan Chase führte mit einer Finanzierungszusage von 53,5 Milliarden Dollar, gefolgt von Bank of America und Citigroup. Diese Institutionen haben nicht nur die höchsten Beträge zugesprochen, sondern auch die größten absoluten Zuwächse an Finanzierungen für den Sektor verzeichnet.
Die globale politische Landschaft hat sich jedoch dramatisch verändert. Der Einfluss von politischen Entscheidungsträgern, insbesondere in den Vereinigten Staaten, hat dazu geführt, dass bedeutende Fortschritte im Bereich des Klimaschutzes untergraben wurden. Im Februar 2024 zog das US-Finanzministerium seine Unterstützung für ein globales Bankennetzwerk zurück, welches darauf abzielte, grüne Finanzierungen zu fördern und Klimarisiken zu verringern. Dies zeigt, wie wirtschaftliche Interessen oft über umweltpolitische Verpflichtungen gestellt werden.
Investigative Enthüllungen
Der Bericht, der im Rahmen der Initiative Banking on Climate Chaos veröffentlicht wurde, legt offen, dass die größten Banken der Welt weiterhin in umweltschädliche Projekte investieren. Die Zahlen sind alarmierend: Insgesamt haben Banken seit dem Pariser Abkommen 7,9 Billionen Dollar in fossile Brennstoffe investiert. Diese Investitionen werden als gefährlich betrachtet, insbesondere angesichts der wissenschaftlichen Empfehlungen, die klar darauf hinweisen, dass neue fossile Brennstoffprojekte vermieden werden müssen.
„Indem sie erstaunliche 869 Milliarden Dollar in die Finanzierung fossiler Brennstoffe im Jahr 2024 pumpen, finanzieren die größten Banken der Welt das Klimachaos, das fossile Brennstoffunternehmen weltweit anrichten“, sagte David Tong, globaler Kampagnenmanager bei Oil Change International und Mitautor des Berichts. Diese Aussage unterstreicht die Verantwortung der Banken für die Klimakrise und die Notwendigkeit, dass Regierungen einzugreifen, um die finanziellen Institutionen zur Rechenschaft zu ziehen.
Ein weiterer kritischer Punkt ist, dass mehrere Banken in den letzten Jahren ihre Klimaversprechen zurückgezogen haben. Im Januar 2024, kurz vor der Amtseinführung von Trump, zogen die sechs größten amerikanischen Banken – JP Morgan, Citigroup, Bank of America, Morgan Stanley, Wells Fargo und Goldman Sachs – ihre Teilnahme an der Net-Zero-Banking-Allianz zurück. Diese Initiative wurde von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen, um Banken dazu zu bewegen, ihre Kredit- und Investitionsportfolios mit den Zielen des Pariser Abkommens in Einklang zu bringen.
Auswirkungen und Reaktionen
Die wachsende Kluft zwischen den Versprechen der Banken und ihren tatsächlichen Handlungen hat sowohl auf politischer als auch auf gesellschaftlicher Ebene zu erheblichem Unmut geführt. Kritiker warnen davor, dass das Ignorieren von Klimazielen nicht nur ökologische Konsequenzen hat, sondern auch soziale und wirtschaftliche Auswirkungen auf die Gemeinschaften, die von den klimatischen Veränderungen betroffen sind. Die globale Erderwärmung hat bereits zu verheerenden Wetterereignissen geführt, die insbesondere die am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen treffen.
Lucie Pinson, Direktorin und Gründerin von Reclaim Finance, betonte die Enttäuschung über die Rückschritte der Banken: „In diesem Jahr haben die Banken ihr wahres Gesicht gezeigt – viele haben sich von ihren Klimaverpflichtungen abgewandt und ihre Finanzierung für die Expansion fossiler Brennstoffe verdoppelt, selbst während globale Temperaturen Rekorde brechen.“ Solche Aussagen verdeutlichen den Druck auf diese Institutionen, Verantwortung zu übernehmen.
Die Reaktionen auf den Bericht sind gemischt. Einige Banken haben versucht, ihre Bemühungen um eine „grüne“ Zukunft zu betonen, während sie gleichzeitig massive Beträge in fossile Brennstoffe investieren. Solche Doppelzüngigkeit hat nicht nur das Vertrauen in die Banken untergraben, sondern auch das ihrer Kunden und Investoren. Ein Rückgang des Anlegervertrauens könnte langfristige Auswirkungen auf die finanzielle Stabilität dieser Institutionen haben.
Zukünftige Entwicklungen
Die kommenden Jahre könnten entscheidend sein für die Rolle der Banken im Kampf gegen den Klimawandel. Während einige europäische Banken leichte Fortschritte gemacht haben, bleibt die Frage, ob sie in der Lage sind, einen substantiellen Wandel herbeizuführen. Sollte die globale Gemeinschaft weiterhin Druck auf Finanzinstitute ausüben, könnten sich die Dynamiken ändern und die Banken gezwungen werden, ihre Praktiken zu überdenken.
Einige Experten warnen jedoch, dass ohne strenge Regulierungen und klare politische Vorgaben die meisten Banken weiterhin in fossile Brennstoffe investieren werden. Die zunehmenden klimatischen Herausforderungen erfordern ein Umdenken im Finanzsektor, und die Verantwortung liegt nicht nur bei den Banken, sondern auch bei den Regierungen, die die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen müssen.
Die Welt beobachtet nun genau, ob die größten Banken ihrer Verantwortung gerecht werden. Sollte sich die Tendenz zur Finanzierung fossiler Brennstoffe fortsetzen, wird dies nicht nur die Bemühungen zur Bekämpfung der Klimakrise untergraben, sondern auch schwerwiegende humanitäre und soziale Folgen haben. Die kommenden Monate und Jahre werden entscheidend sein, um zu sehen, ob ein Umdenken im Finanzsektor tatsächlich stattfindet oder ob die Verlockung des schnellen Geldes weiterhin über dem Wohl unseres Planeten steht.
