KYIV, Ukraine — In den frühen Morgenstunden des Mittwochs zogen Rettungskräfte weitere Leichname aus den Trümmern eines neunstöckigen Wohnhauses in Kiew, das durch einen russischen Raketenangriff zerstört wurde. Die Zahl der Todesopfer dieser tödlichsten Attacke auf die ukrainische Hauptstadt in diesem Jahr stieg damit auf 28.
Das Gebäude im Solomianskyi-Viertel wurde direkt getroffen und stürzte ein, während die Stadt unter einem massiven russischen Raketenbeschuss litt. Laut Behörden befanden sich 23 der Opfer zum Zeitpunkt des Angriffs im Gebäude, während die restlichen fünf an anderen Orten in der Stadt ums Leben kamen.
Rettungskräfte setzten Kräne, Bagger und ihre eigenen Hände ein, um die Trümmer zu beseitigen, während Suchhunde nach Überlebenden suchten. Die Explosion hatte Fenster und Türen in einem weiten Umkreis beschädigt, wodurch die Zerstörung noch deutlicher wurde.

Ein massiver Angriff auf Kiew
Der Angriff in der Nacht von Montag auf Dienstag war Teil einer umfassenden Offensive, bei der Russland mehr als 440 Drohnen und 32 Raketen abfeuerte. Präsident Wolodymyr Selenskyj bezeichnete diesen Angriff als einen der größten Bombardements seit Beginn des Krieges, der mittlerweile im vierten Jahr ist.
Die russischen Streitkräfte haben eine Offensive entlang der rund 1.000 Kilometer langen Frontlinie gestartet und ihre langstreckigen Angriffe intensiviert, die häufig städtische Wohngebiete treffen. Die anhaltenden Angriffe werfen Fragen über die Effektivität der ukrainischen Luftabwehr auf und zeigen die anhaltende Bedrohung für Zivilisten.
Inmitten dieser Angriffe rücken die Bemühungen um einen Frieden unter der Führung der USA in den Hintergrund. Parallel zu den militärischen Eskalationen haben geopolitische Spannungen im Nahen Osten und Handelszölle der USA die weltweite Aufmerksamkeit von den Appellen der Ukraine abgelenkt, mehr diplomatischen und wirtschaftlichen Druck auf Russland auszuüben.

Reaktionen auf den Angriff
Die US-Botschaft in Kiew äußerte sich kritisch zu dem Angriff und stellte fest, dass dieser den Bemühungen der Trump-Administration, eine Einigung zu erzielen und den Krieg zu beenden, entgegenstehe. In einer Mitteilung auf der Plattform X betonten sie: „Dieser sinnlose Angriff widerspricht dem Aufruf von Präsident Trump, das Töten zu stoppen und den Krieg zu beenden.“
Um den Opfern zu gedenken, erklärten die Behörden von Kiew den Mittwoch zu einem offiziellen Trauertag. Trauernde legten Blumen auf die Schaukeln und Rutschen eines Spielplatzes gegenüber dem zusammengebrochenen Gebäude. Ein Vater hatte am Dienstag stundenlang gewartet, um den Körper seines 31-jährigen Sohnes aus den Trümmern zu bergen.
Psychologen der ukrainischen Notfalldienste boten den Überlebenden des Angriffs sowie den Angehörigen der Verstorbenen psychologische Unterstützung an. „Einige Menschen sind einfach wie gelähmt, sie können sich nicht bewegen“, sagte Karyna Dovhal, eine der Psychologinnen. „Jeder wartet auf seine Söhne, Brüder, Onkel ... Alle warten.“

Die menschlichen Kosten
Valentin Hrynkov, ein 64-jähriger Handwerker in einer örtlichen Schule, lebt im siebten Stock eines benachbarten Gebäudes, das nicht eingestürzt ist. Er berichtete, dass er und seine Frau von den Explosionen geweckt wurden, gefolgt von einer Pause und einem weiteren Knall, der ihr eigenes Gebäude erschütterte. Seine Frau erlitt Schnittverletzungen durch Glassplitter, und auch Hrynkov selbst wurde verletzt.
Er beschrieb die überwältigende Empfindung von „Hilflosigkeit und primaler Angst“ während des Angriffs. „Ich hatte besonders Angst, letzte Nacht zu schlafen“, erzählte er. „Ein Auto fährt vorbei und ich halte mir den Kopf zu. Es ist beängstigend.“
Am Dienstagmorgen waren die Bewohner der dicht besiedelten Nachbarschaft in den Erdgeschosszonen ihrer Gebäude zusammengekrochen, um Schutz vor dem andauernden Drohnenangriff zu suchen. Dronen schlugen alle paar Minuten in der Nähe des von der Rakete getroffenen Gebäudes ein, was die Rettungsarbeiten erheblich verzögerte.
Die Reaktionen der Bevölkerung
Familienangehörige und Freunde der Bewohner des zerstörten Gebäudes versammelten sich später in Schock vor den Trümmern, viele weinten und riefen Namen, in der Hoffnung, dass vielleicht doch noch Überlebende unter den Ruinen zu finden sind. Die Tragödie hat tiefe Wunden in der Gemeinschaft hinterlassen und die Angst vor weiteren Angriffen verstärkt.
Die anhaltenden Bombardierungen und die Zivilopfer werfen Fragen zur Verantwortung der internationalen Gemeinschaft auf. Während die Weltöffentlichkeit auf die Geschehnisse in der Ukraine aufmerksam gemacht wird, bleibt unklar, welche Schritte unternommen werden, um solche Angriffe zu verhindern und die Zivilbevölkerung zu schützen.
Zukünftige Entwicklungen und Ausblick
Die anhaltenden Angriffe auf Kiew zeigen, dass der Krieg noch lange nicht vorbei ist. Die ukrainischen Streitkräfte sind gezwungen, ständig ihre Strategien anzupassen, während Russland weiterhin auf eine Eskalation setzt. In den kommenden Wochen wird die internationale Gemeinschaft beobachten, wie sich die Situation entwickelt und welche Maßnahmen ergriffen werden, um die Zivilbevölkerung zu schützen.
In der Zwischenzeit bleibt die Notwendigkeit für humanitäre Hilfe und psychologische Unterstützung für die Überlebenden und die Angehörigen der Opfer dringender denn je. Die Herausforderungen, mit denen die Bewohner von Kiew konfrontiert sind, sind nicht nur physisch, sondern auch emotional, da die Schrecken des Krieges in ihren Erinnerungen weiterleben.
Die Frage bleibt, ob die Weltgemeinschaft ausreichend auf diese humanitäre Krise reagiert oder ob sie weiterhin in der Lage ist, den Druck auf Russland zu erhöhen, um den blutigen Konflikt zu beenden. Die kommenden Monate könnten entscheidend sein für die Zukunft der Ukraine und das Schicksal ihrer Bürger.